Einen der elementaren Bestandteile des Essens wandelte ich direkt um. Anstelle von Hähnchen gab es Putengeschnetzeltes; Schweinegeschnetzeltes wäre aber auch möglich gewesen. Der Inhalt zweier Pakete, also je nach Fleischsorte insgesamt 800 bis 1.000 g, wanderten in einen Topf ausreichender Größe und wurde angebraten.
Während dessen schnibbelte ich ein gutes Kilo Paprikaschoten in nicht allzu kleine Würfel. Laut Rezept sollte es eine bunte Mischung aller Paprikafarben sein, aber wir können davon ausgehen, daß wohl nur die klassische Mischung in Ampelfarben gemeint war. Gegen die Zugabe von lila- und apfelsinenfarbene Schoten hätte ich auch nichts einzuwenden gehabt, aber beim heutigen Einkauf lachte mich ein Angebot roter Schoten an, welches sich sehr gut preislich gegen die anderen Angebote abhob. Also würde die Soße weniger bunt sein, was mich aber nicht weiter stört. Nachdem ich mit den Schoten durch war, betrachtete ich zufrieden den Küchenboden. Wieder einmal stellte ich fest, daß man in unserer Küche nämlich von selbigem essen konnte – es lag genug darauf herum…
Nächster Punkt: drei Zwiebeln würfeln. Das Rezept sah zwei vor, doch Zwiebeln gehen bei uns eigentlich immer. Damit es schneller geht, habe ich ohnehin immer einen guten Vorrat selbst vorgeschnittener Zwiebeln und anderer ebenfalls kochfertig vorbereiteter Gemüse eingefroren. Aber es war heute nicht eilig, und so griff ich zur Frischware. So sehr ich mich darüber freue, einen leibhaftigen Koch persönlich zu kennen, den ich ganz bestimmt auch zu jeder Tages- und Nachtzeit mit meinen Fragen zur Küche belästigen kann – ok, die Nachtvariante klappt bestimmt nur einmal, bevor er mir alles kündigt, was uns verbindet, und beim Rest werde ich auch nicht übertreiben. Bleibt das bekannte Problem bei der Verarbeitung von Zwiebeln. Auch er konnte mir bislang keine befriedigende Antwort auf die Frage geben, wie man Zwiebeln ohne den Anschein eines Gefühlsausbruchs schneiden kann.
Die Methode, sich für so etwas einen Auszubildenden zu besorgen, scheidet in unserem Haushalt aus naheliegenden Gründen aus. Mein alter Plan B war immer, eine Chlorbrille aufzusetzen, was zwar ausgesprochen bescheuert aussieht, aber durchaus zielführend war. Doch seit ich wieder von Kontaktlinsen auf Brille umgestiegen bin, hat sich das auch erledigt. Plan C, die zweitbeste Ehefrau von allen damit zu beschäftigen, schied auch aus, denn sie war am Telefonieren. Also musste ich selber ran. Und kommt mir jetzt nicht mit den üblichen Vorschlägen wie Schneiden unter fließendem Wasser, die habe ich alle durch oder aus sonstigen Gründen verworfen. Kaum war ich mit den Zwiebeln fertig, erschien auch die Angetraute in der Küche, um mit in das Geschehen einzugreifen.
Das gebratene Fleisch wurde aus dem Topf genommen und an die Seite gestellt. Damit der Topf sich nicht so leer fühlte, bestückte ich ihn umgehend mit Paprika und Zwiebeln, welche erst mal vor sich hin dünsteten. Wer eine Chilischote hat und mag, darf sie jetzt hinzufügen. Wir verzichteten darauf. Nach dem Dünsten wurde die Masse mit zwei Dosen gestückelten Tomaten aufgefüllt. Das Ganze fünf Minuten köcheln lassen.
Das Fleisch wurde anschließend wieder in den Topf gegeben und sollte laut Rezept mit 200 ml Sahne, zwei Esslöffeln Paprikamark, Salz und Pfeffer aufgekocht werden. Da wir kein Paprikamark hatten, ersetzten wir es durch die entsprechende Menge Tomatenmark und tauschten das Salz gegen Feuersalz (Chilisalz) aus. So wurde auch die Nichtverwendung der Chilischote kompensiert. Den letzten Pfiff gab dann – Gourmets mögen es uns verzeihen – etwas Instantpulver für Brühe.
Während die zweitbeste Ehefrau von allen sich mit der Zubereitung der Soße beschäftigte, warf sie auch gleich den Inhalt zweier Pakete Schupfnudeln in die Pfanne. Die Idee fand ich jetzt nicht so produktiv, denn meiner Meinung nach ähneln Schupfnudeln in dieser Beziehung Bratkartoffeln: die Portionsgrößen in der Pfanne müssen übersichtlich sein, sonst klappt das nicht. Außerdem kleben die fertigen Schupfnudeln aus der Kühltheke noch zusammen, was sich erst im Laufe des Bratprozesses gibt. Aber egal, ich kämpfte mit den Massen in der Pfanne und verlor immerhin nicht dabei.


