Mittwoch, 21. März 2018

Es ist ganz einfach

„Sag mal, Paterfelis, wie kommst du eigentlich mit Nadja aus? Fühlt sich das nicht blöd an?“

Diese Frage bekam ich schon immer wieder mal gestellt, nachdem Nadja zur Fachbereichsleiterin avanciert ist. Und die Frage ist ja durchaus berechtigt. Nadja kam dereinst als Auszubildende zu uns und wurde anschließend als Assistentin in unserem Fachbereich 1 eingesetzt. Sie machte hausinterne Fortbildung mit und wurde schließlich Sachbearbeiterin im Fachbereich 2, in welchem ich als Seniorsachbearbeiter auch für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter zuständig bin. Nadja erwies sich als durchaus engagiert, lief aber mit verschiedenen Ideen bei mir – von mir begründet – zuweilen vor die Wand statt wie erhofft durch dieselbe. Darüber heulte sie sich in den Pausen bei Mandy regelmäßig aus. Später wechselte sie als blutjunge Seniorsachbearbeiterin  zurück in den Fachbereich 1 und wurde dort jüngst Fachbereichsleiterin.  Das Ungestüme hat sie inzwischen in den Griff bekommen, soweit ich das beurteilen kann. Bis heute fragt sie mich in komplexen Einzelfällen um Rat; wir respektieren uns und auch die Leistungen, die der jeweils Andere erbringt.

Die beiden Fachbereiche haben andere Arbeitsschwerpunkte, aber es gibt in begrenztem Umfang Überschneidungen. Die beiden Fachbereichsleiterinnen teilen sich die Arbeit zwischen den beiden Fachbereichen, so daß Frl. Hasenclever zwar meine Vorgesetzte ist, was Personalfragen angeht, die Vorgänge, welche einer weiteren Unterschrift als meine benötigen jedoch entweder von Frl. Hasenclever oder aber von Nadja gegengezeichnet werden müssen. So kommt es, daß sich die Rollen zwischen Nadja und mir vertauscht haben.

Vor vielen Jahren habe ich mich selbst zwei Mal auf die Stelle eines Fachbereichsleiters beworben. Beide Male wurde mir im nachfolgenden Gespräch mit dem Herrn Abteilungsleiter erklärt, daß ich aus den Vorstellungsgesprächen Interviews zwar als Nummer Eins hervorgegangen wäre, jedoch im ersten Fall aus arbeitsorganisatorischen Gründen und im zweiten Fall aufgrund der Frauenförderung einem anderen Bewerber respektive einer Bewerberin der Vorzug gegeben wurde.

In der Zeit danach hat sich die Außen- und Innenpolitik des LASA grundlegend geändert. Ich konnte mich mit dem, was ein Fachbereichsleiter inhaltlich überzeugend vertreten muß, nicht mehr identifizieren. Die Tätigkeit ist einfach in ihrer Ausrichtung nichts mehr für mich, was seinerzeit mal anders war. Als Seniorsachbearbeiter war und bin ich zur Genüge auch in die Abläufe hinter den Kulissen involviert, um das für mich beurteilen zu können. Darum habe ich trotz ordentlicher Erfolgsaussichten von weiteren Bewerbungen Abstand genommen, selbst als die Stellen in der eigenen Außenstelle, welche später durch Frl. Hasenclever und später Nadja besetzt wurden, ausgeschrieben waren.

Mir genügt es, wenn ich als Vertreter Frl. Hasenclevers in meiner Position als Seniorsachbearbeiter meinen Einfluss- und Gestaltungsspielraum wahrnehmen kann und manche Dinge, die mich stören, sowohl gegenüber Frau Schubert als auch gegenüber den Kollegen, die mal wieder was angestellt haben, etwas – nennen wir es mal – weniger diplomatisch formuliert anspreche, wenn ich es für erforderlich erachte. Frl. Hasenclever verzweifelt in solchen Situationen. Dies allerdings weniger wegen meines Sprachgebrauches, sondern weil ihr dieser Weg aufgrund ihrer Position versperrt ist. Sie drückt es dann zuweilen so aus: „Wenn ich mich so direkt ausdrücken würde, hätte ich direkt Frau Schubert, die Gleichstellungsbeauftragte, den Sozialberatungsdienst und den halben Personalrat an der Backe. Dir verzeihen die einfach alles.“

Gut, daß mir die Kollegen wirklich alles verzeihen, wage ich auch zu bezweifeln. Aber auf jeden Fall deutlich mehr als ihr, das steht fest. Und eine klare Ansage wirkt manchmal Wunder.

Um zurück zur Ausgangsfrage zu kommen: Es gibt eine klare Antwort.

„Wenn man nicht bereit ist, sich in der Hierarchie von dienst- und lebensjüngeren Kollegen überholen zu lassen, muß man sich eben selbst auf diese Stellen bewerben und etwas dafür tun. Wer sich gar nicht erst bewirbt und danach mit dem Ergebnis nicht zurechtkommt, hat ein persönliches Problem.“

Ich habe kein Problem.




2 Kommentare:

  1. Und ab einem gewissen Alter weiß man auch die Vorzüge des Nichtinnehabens einer Position zu schätzen. Besonders, wenn das Geld am Ende des Monats sowieso auf dem Konto landet. ;) Sollen sich doch die Jungspunde sich für 11 Euro mehr im Monat den Ärger aufhalsen...

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    1. Ja, ich erwäge tatsächlich von Tag zu Tag mehr, noch einen Schritt zurück zu machen. Finanziell lohnt sich der Aufwand tatsächlich nicht mehr, die aktuelle Position zu behalten. Das Preis-Leistungsverhältnis ist vollkommen daneben.

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