„Sag mal, Paterfelis, wie kommst du eigentlich mit Nadja
aus? Fühlt sich das nicht blöd an?“
Diese Frage bekam ich schon immer wieder mal gestellt,
nachdem Nadja zur Fachbereichsleiterin avanciert ist. Und die Frage ist ja
durchaus berechtigt. Nadja kam dereinst als Auszubildende zu uns und wurde
anschließend als Assistentin in unserem Fachbereich 1 eingesetzt. Sie machte
hausinterne Fortbildung mit und wurde schließlich Sachbearbeiterin im
Fachbereich 2, in welchem ich als Seniorsachbearbeiter auch für die
Einarbeitung neuer Mitarbeiter zuständig bin. Nadja erwies sich als durchaus
engagiert, lief aber mit verschiedenen Ideen bei mir – von mir begründet – zuweilen
vor die Wand statt wie erhofft durch dieselbe. Darüber heulte sie sich in den
Pausen bei Mandy regelmäßig aus. Später wechselte sie als blutjunge
Seniorsachbearbeiterin zurück in den
Fachbereich 1 und wurde dort jüngst Fachbereichsleiterin. Das Ungestüme hat sie inzwischen in den Griff
bekommen, soweit ich das beurteilen kann. Bis heute fragt sie mich in komplexen
Einzelfällen um Rat; wir respektieren uns und auch die Leistungen, die der
jeweils Andere erbringt.
Die beiden Fachbereiche haben andere Arbeitsschwerpunkte,
aber es gibt in begrenztem Umfang Überschneidungen. Die beiden
Fachbereichsleiterinnen teilen sich die Arbeit zwischen den beiden
Fachbereichen, so daß Frl. Hasenclever zwar meine Vorgesetzte ist, was
Personalfragen angeht, die Vorgänge, welche einer weiteren Unterschrift als
meine benötigen jedoch entweder von Frl. Hasenclever oder aber von Nadja
gegengezeichnet werden müssen. So kommt es, daß sich die Rollen zwischen Nadja
und mir vertauscht haben.
Vor vielen Jahren habe ich mich selbst zwei Mal auf die
Stelle eines Fachbereichsleiters beworben. Beide Male wurde mir im
nachfolgenden Gespräch mit dem Herrn Abteilungsleiter erklärt, daß ich aus den Vorstellungsgesprächen
Interviews zwar als Nummer Eins hervorgegangen wäre, jedoch im ersten Fall aus
arbeitsorganisatorischen Gründen und im zweiten Fall aufgrund der
Frauenförderung einem anderen Bewerber respektive einer Bewerberin der Vorzug gegeben
wurde.
In der Zeit danach hat sich die Außen- und Innenpolitik des
LASA grundlegend geändert. Ich konnte mich mit dem, was ein Fachbereichsleiter inhaltlich
überzeugend vertreten muß, nicht mehr identifizieren. Die Tätigkeit ist einfach
in ihrer Ausrichtung nichts mehr für mich, was seinerzeit mal anders war. Als
Seniorsachbearbeiter war und bin ich zur Genüge auch in die Abläufe hinter den
Kulissen involviert, um das für mich beurteilen zu können. Darum habe ich trotz
ordentlicher Erfolgsaussichten von weiteren Bewerbungen Abstand genommen,
selbst als die Stellen in der eigenen Außenstelle, welche später durch Frl.
Hasenclever und später Nadja besetzt wurden, ausgeschrieben waren.
Mir genügt es, wenn ich als Vertreter Frl. Hasenclevers in
meiner Position als Seniorsachbearbeiter meinen Einfluss- und Gestaltungsspielraum wahrnehmen kann und manche Dinge, die mich stören, sowohl
gegenüber Frau Schubert als auch gegenüber den Kollegen, die mal wieder was
angestellt haben, etwas – nennen wir es mal – weniger diplomatisch formuliert anspreche,
wenn ich es für erforderlich erachte. Frl. Hasenclever verzweifelt in solchen
Situationen. Dies allerdings weniger wegen meines Sprachgebrauches, sondern
weil ihr dieser Weg aufgrund ihrer Position versperrt ist. Sie drückt es dann
zuweilen so aus: „Wenn ich mich so direkt ausdrücken würde, hätte ich direkt
Frau Schubert, die Gleichstellungsbeauftragte, den Sozialberatungsdienst und
den halben Personalrat an der Backe. Dir verzeihen die einfach alles.“
Gut, daß mir die Kollegen wirklich alles verzeihen, wage ich
auch zu bezweifeln. Aber auf jeden Fall deutlich mehr als ihr, das steht fest.
Und eine klare Ansage wirkt manchmal Wunder.
Um zurück zur Ausgangsfrage zu kommen: Es gibt eine klare
Antwort.
„Wenn man nicht bereit ist, sich in der Hierarchie von
dienst- und lebensjüngeren Kollegen überholen zu lassen, muß man sich eben
selbst auf diese Stellen bewerben und etwas dafür tun. Wer sich gar nicht erst
bewirbt und danach mit dem Ergebnis nicht zurechtkommt, hat ein persönliches Problem.“
Ich habe kein Problem.
Und ab einem gewissen Alter weiß man auch die Vorzüge des Nichtinnehabens einer Position zu schätzen. Besonders, wenn das Geld am Ende des Monats sowieso auf dem Konto landet. ;) Sollen sich doch die Jungspunde sich für 11 Euro mehr im Monat den Ärger aufhalsen...
AntwortenLöschenJa, ich erwäge tatsächlich von Tag zu Tag mehr, noch einen Schritt zurück zu machen. Finanziell lohnt sich der Aufwand tatsächlich nicht mehr, die aktuelle Position zu behalten. Das Preis-Leistungsverhältnis ist vollkommen daneben.
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