Zurück zu Heidrun. Wie gesagt, ist sie eine Ex von mir. Sogar eine mehrfache. Und zwar eine Ex-Kollegin, eine Ex-Nachbarin und eine Ex-Beteiligte an einer gemeinsamen Fahrgemeinschaft. Natürlich heißt sie nicht Heidrun, aber das habt ihr euch ja wohl ohnehin schon gedacht.
Da Heidrun und ich seinerzeit im gleichen Haus wohnten und wir beide den gleichen Arbeitgeber hatten, bot sich natürlich an, eine Fahrgemeinschaft zu bilden. Seinerzeit konnte man es sich noch leisten, täglich 60 km einfache Strecke mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, wir hatten noch eine Währung aus richtigem Geld und Benzin war zwar nicht gerade billig, aber weit weg von den heutigen Preisen. Aber gegen eine Kostenreduzierung hatte ich an sich nichts einzuwenden. Es gab auch andere Dinge, für die man seine Kohle loswerden konnte.
Also fuhren wir unseren täglichen Weg gemeinsam, das heißt ich bin gefahren, denn Heidrun hatte noch keinen Führerschein. Als sie den dann – relativ spät – mit Mitte Zwanzig gemacht hatte, musste natürlich sofort ein Auto her. Sie war verheiratet und ein Auto war vorhanden, aber der olle Astra war nichts für sie, den durfte ihr Mann weiterhin fahren. Den hatte er sich schon vor der Ehe gekauft und damit war er gut genug für ihn. Als Zweitwagen beschaffte man sich einen Ford Puma, welchen natürlich nur sie benutzen durfte.
Von da an war es mit der Behaglichkeit vorbei. Und das lag nicht nur daran, daß ständig eine Wolfgang Petri-CD im Auto lief. Der Straßenverkehr im Allgemeinen und Heidruns Ansichten darüber kamen irgendwie nicht in Einklang. Sie schaffte es tatsächlich, in den ersten sechs Monaten, in denen sie eigenverantwortlich auf Deutschlands Straßen unterwegs war, den Wagen mehrfach in die Werkstatt bringen zu müssen. Unfallbedingt.
Der erste Schaden, den ich mitbekommen habe, entstand in einem Parkhaus. Das arbeitgebereigene Parkhaus kann man als durchaus eng bezeichnen. Der bloße Umstand, daß eine Säule an einer Einmündung steht, an der man rechts abbiegen muß, bedeutete für Heidrun keineswegs, daß man das langsam und mit Bedacht erledigt. Nein, es ging sehr schnell und sehr eng dabei zu. So eng, daß die Säule und die Beifahrertür ein enges Verhältnis bildeten. Ich saß natürlich recht beengt auf der anderen Seite dieser Tür…
Der nächste Durchgang fand wenige Wochen später statt. Wir hatten unsere Fahrgemeinschaft zwischenzeitlich um eine weitere Person vergrößert, eine ältere Kollegin, die zwar einen Führerschein hatte, aber seit Jahren nicht mehr Auto gefahren war und dem entsprechend auch keines hatte.
Auf der Heimreise schwammen wir im gerade stärker werdenden Berufsverkehr mit. Wir mussten eine Kreuzung überqueren, die Ampel zeigte grün und Heidrun fuhr zügig weiter, als der vor uns fahrende PKW plötzlich aufgrund stockenden Verkehrs noch auf der Kreuzung stehenblieb. Es kam wie es kommen musste, Heidrun fuhr auf. Natürlich hatte sie keinerlei Schuld an dem Unfall. Schuldig war der andere, denn man darf ja nicht auf einer Kreuzung anhalten. Also hatte sie nicht damit zu rechnen, daß er stehen bleiben würde. Verboten ist verboten! Immerhin ist sie die Ehefrau eines Polizisten und kennt sich damit aus. Hätte der andere also nicht vollkommen verbotswidrig da angehalten undsoweiterundsofort.
Der Wagen war noch fahrtüchtig, doch wollte Heidrun erst mal nicht selber weiterfahren. Es bot sich also an, daß ich mich ans Steuer setze, damals noch in täglicher Fahrpraxis stehend, oder aber unsere gemeinsame Kollegin, welche – wie bereits erwähnt – seit Jahren kein Auto mehr selbst gefahren hatte. Es war eine einfache Entscheidung, wer weiterfahren würde. Nämlich die Kollegin. Wir steuerten erst mal den nächsten Parkplatz an, Heidrun konnte sich etwas sammeln und fuhr dann – durchaus sinnvoller Weise – selber weiter.
Den nächsten großen Unfall habe ich nicht selbst miterlebt. Heidrun musste mit dem Wagen rückwärts auf eine Rampe fahren. Sie schaffte es, beide Räder der linken Seite über den Rampenrand zu bewegen, so daß sich der Wagen auf seine Achsen setzte.
Unsere Kollegin kaufte sich dann – sehr angetan von der Erfahrung, daß Auto fahren doch angenehmer ist als Bahn fahren – ein eigenes Auto: einen 1992er Fiat 500.
Und ja, es war eng da drinnen! Noch enger als im Puma.
Bei Heidruns Fahrten ergaben sich noch eine ganze Reihe weiterer haarsträubender Ereignisse und Beinah-Unfälle, so daß ich froh war, aufgrund eines geänderten Einsatzortes meinerseits die Fahrgemeinschaft mit Anstand aber weitgehend unversehrt verlassen zu können.
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