Zeit für eine mit den Mitteln der modernen Technik untermauerte Untersuchung. Ich borgte mir das digitale Thermometer des Kollegen Ökoklaus, mit dem man - also dem Thermometer, nicht dem Ökoklaus - im Übrigen auch die relative Raumfeuchte bestimmen kann, sagte aber bei uns im Raum niemandem Bescheid. Alle Fenster blieben nach dem morgendlichen Lüften zu, und auch nur eine der beiden Türen zum Flur wurde geöffnet. So, wie es die Damen eben gerne haben. Es versteht sich von selbst, daß auch alle Heizkörper ihre Standardeinstellung behielten, was bedeutet: Die Thermostate aller in meiner unmittelbaren Nähe befindlichen Heizkörper waren auf Null gedreht, die der Damen liefen hingegen mit durchwachsenen Werten auf Vollast.
Obwohl es mir in meiner Ganzjahreskleidung (Jeans, kurzärmeliges Hemd, keine Unterwäsche kein Unterhemd, normale Schuhe) bald deutlich zu warm wurde, zog sich Mandy noch einen dicken Pulli über ihre bereits mindestens doppellagige Kleidung, Trudi zog eine gefütterte Weste und einen Schal über Pulli und Bluse. Ich möchte anmerken, daß Trudi auch noch dicke, gefütterte Winterstiefel getragen hat.
Ein Blick zum Thermometer zeigte 22,1 Grad bei 34 % relativer Raumfeuchte.
Die Temperatur stieg weiter, der Sauerstoffgehalt schwand. Meine Damen beklagen sich über seit Wochen vorhandenen Kopfschmerz im Büro, was mich nicht wundert, denn seit Wochen ist das Fenster nur noch sehr sporadisch geöffnet, und ohne Sauerstoff gibt es halt auch Kopfweh. Aber da leitet man keinen Zusammenhang her, so lange es nur muckelig warm ist. Auch der Umstand, daß die Kopfschmerzen im Rahmen des mittäglichen Freiganges oder nach Feierabend verschwinden und erst bei Wiederbetreten des Büros erneut auftauchen, lässt die Gedankengänge nicht in die einzig zutreffende Richtung wandern.
Als das Thermometer beständig die 23 Grad-Marke geknackt hatte, hörten die regelmäßigen Hinweise auf die unerträgliche Kälte so langsam auf, was aber erst bei 23,5 Grad dazu führte, daß man sich der oberen Schicht der Zusatzkleidung entledigte.
Wir näherten uns der 24 Grad-Marke. Die Damen sind so langsam zufrieden, abgesehen von den Kopfschmerzen. Ich hingegen überlegte, wie ich meine eigenen Kopfschmerzen in den Griff bekommen würde und welche meiner Kleidungsstücke ich loswerden könnte, ohne unangenehm aufzufallen. Schwierig.
Beim Erreichen der 24 Grad-Marke machte Trudi Feierabend. Da sie zu diesem Zwecke in die „nicht mehr auszuhaltende Kälte“ da draußen musste – das Außenthermometer zeige 2 Grad unter Null an – verkleidete sie sich gleich einem Eskimo und hätte wohl am liebsten noch einen beheizbaren Schlafsack als zusätzliche Heizdecke mitgenommen.
Mir war es gleich, ich stand kurz vor dem Hitzekollaps und wollte Sauerstoff atmen. Also riss ich zwei Fenster auf, um wieder am Leben teilnehmen zu können. Sofort verließ Mandy den Raum.
Ich brachte das Thermometer wieder zurück zum Ökoklaus, der in dem Moment aber nicht an seinem Schreibtisch weilte. Später erreichte mich seine Nachricht, daß er das Thermometer nur mit seinen Asbesthandschuhen ausgerüstet habe wegpacken können, da es die in unserem Raum aufgenommene Hitze noch nicht vollständig abgestrahlt habe.
Beneidenswert: Bei ihm im Zimmer ist das Fenster ständig geöffnet, obwohl er da auch in weiblicher Gesellschaft sitzt. Und beide sind zufrieden damit. Allerdings muß ich der Fairness halber anmerken, daß die beiden da auch in winterharter Kleidung sitzen. Ich muß jedenfalls dringend was unternehmen. Oder ich lasse mich in die Hölle versetzen. Da wird es bestimmt besser sein.
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