Zuweilen frage ich mich, ob die Herr- und Damenschaften, welche ihre Rezepte auf den verschiedensten Wegen dem Rest der Menschheit zukommen lassen, selbige überhaupt mal ausprobiert oder ob sie nur von jemand anderem abgeschrieben haben. Meine Erfahrung sagt: Da lag wohl kein Test vor! Zumindest nicht bei unserem heutigen Rezept.

Heute haben wir uns an Cannelloni begeben. Genau wie die
Lasagne in der vegetarischen Darreichungsform, bloß dieses Mal in der leckeren Variante. Aber weiterhin mit ohne Fleisch. Umständehalber habe ich das Volumen der Füllung etwas erhöht, es waren noch Reste zu verwerten. Dennoch kam es zu dem Effekt, daß der Eimer an Tomatensoße, welche zur weiteren Verarbeitung für die Cannelloni gekocht werden sollte, trotz Erhöhung der Anzahl der verwendeten Cannelloni, zu selbigem in keinerlei Verhältnis stand. Mit dem Rest der Soße werden wir demnächst zwei mit Pizzateig belegte Bleche bestreichen.
Nachtrag: Nach der Pizza haben wir am darauffolgenden Tag auch noch drei Portionen Nudeln mit Soße versorgen können.
Dieses krasse Missverhältnis muß der ursprüngliche Autor doch bemerkt haben. Müsste jedenfalls. Eigentlich. Hat er aber nicht. Peinliche Vorstellung.
Die nachfolgende Beschreibung wurde von mir daher mit geeigneteren Mengenangaben versehen.
An sich wollte ich die Cannelloni ja zumindest schon vorbereitet haben, wenn die zweitbeste Ehefrau von allen von ihrer Trainerschule nach Hause kommt. Dummerweise wähnte ich, daß der Unterricht eine Stunde länger dauerte, als dies tatsächlich der Fall war. Also war ich natürlich noch nicht fertig. Ich hatte ja noch nicht mal angefangen, irgendetwas in der Richtung zu machen. An sich sollte das kein Problem sein, denn bevor sie heute Morgen das Haus verlassen hatte, habe ich noch gefragt, ob das Essen bei Ihrer Heimkehr fertig sein sollte, was sie eindeutig verneinte.
Tja, und dann hatte sie wohl doch Hunger und vom Unterricht aus eine SMS an mich geschickt, welche diesen Umstand doch recht eindeutig zum Ausdruck brachte. Unglücklicherweise hat meine Angetraute dabei nicht bedacht, daß der Versuch, mich über das Handy zu erreichen, zu den üblicherweise am wenigsten erfolgversprechenden Tätigkeiten zählt, wenn ich nicht gerade im Büro bin. Denn da steht das Teil – zwar auf lautlos geschaltet, aber immerhin in Sichtweite – auf meinem Tisch. Dies allerdings mehr mit dem Hintergrund, ständig eine Uhr im Blick haben zu wollen, und weniger, um erreichbar zu sein.
Außerhalb des Büros gestaltet sich die Sache schwieriger, denn da brauche ich das Teil nicht, um eine Uhr sehen zu können. Wir sind durchaus stolze Besitzer mehrerer Uhren, welche hier verteilt an der Wand hängen, auf Schränken oder Regalen stehen oder in modernen Rundfunkempfängern verbaut wurden. Und die ständig aktivierte multimediale Hochleistungselektronik, kurz auch Laptop genannt, zeigt stets treu und brav die zutreffende Uhrzeit an. Also verbringt mein Handy meine Freizeit meistens immer noch auf lautlos gestellt still und leise in meiner Jackentasche. Pech für meine Angetraute. Sie fragte mich anschließend, warum ich denn wohl überhaupt ein Handy habe. Wahrheitsgemäß wusste ich nur zu antworten: „Weil du es so gewollt hast.“
Also wurde ich von der Heimkehr überrascht, als ich gerade sehr entspannt einen Kulturfilm angesehen habe, den ich aufgrund der Umstände leider nur bis zu Hälfte sehen konnte. Das war gerade der Moment, als die Guten, also die Amis, erkannt hatten, daß die Bösen, also die Außerirdischen, nach Hause telefonieren wollten und zu diesem Zweck Hawaii vom Rest der Menschheit isolieren und etliche andere von den Guten ausradieren mussten. Kann ich verstehen, ich mag auch nicht, wenn mir jemand beim Telefonieren zuhört. Ich mag es ja noch nicht mal, überhaupt zu telefonieren, aber es lässt sich ja nicht immer umgehen.
Jedenfalls begab ich mich brav in unseren Vorratsraum, klaubte alles zusammen, was ich benötigte, und begab mich ans Werk.
Zunächst erwärmte ich in einem Topf den Inhalt einer Packung Ricotta und gab noch die Reste aus einer bereits offenen zweiten Packung (Reste von der Lasagneproduktion) hinzu. Ich schätze das so auf 600 Gramm. In einem weiteren Topf erwärmte ich einen Liter passierte Tomaten (das Rezept und die Realität sahen jetzt zwei Liter vor, aber siehe oben), zerkleinerte eine große Zwiebel, würzte mit einer noch vorhandenen italienische Gewürzmischung (nein, keine Würzmischung, sondern eine Gewürzmischung, ist schon ein Unterschied – und nicht nur wegen des „Ge“s am Anfang) und etwas Instant-Gemüsesuppenpulver nach und ließ alles aufkochen.
Während des Aufkochens nahm ich 250 Gramm Parmesan und raspelte ihn klein, damit er in dem aufgewärmten Ricotta schmelzen konnte.
In Co-Produktion füllten Frauchen und ich 20 Cannelloni-Röllchen und verteilten selbige einschichtig auf zwei kleine Auflaufformen. Die Röllchen zu füllen war eine elende Matscherei, welche sowohl mit einem Löffel als auch später mit einem Spritzbeutel eigener Herstellung ausgeführt wurde. Achtet immer darauf, daß die Käsemasse schön warm ist, sonst wird das noch schwieriger.
Die Tomatensoße wurde anschließend über die Cannelloni gegeben; insgesamt fanden fünf Kellen Verwendung, eine sechste wäre noch drin gewesen. Mehr benötigt man nicht – und wieder erinnere ich an meine eingangs erwähnten Worte und freue mich auf die bald zu genießende Pizza. Als Deckschicht mussten je Form zwei Kugeln in Scheiben geschnittener Mozzarella herhalten. Hier hätte man noch mit Basilikum dekorieren können, aber es war keiner mehr vorrätig. Weder bei uns noch im Laden beim Einkaufen.
Die Auflaufformen wanderten für 30 Minuten bei 200 Grad in den Ofen. Das Ergebnis ist als durchaus lecker anzusehen.
Vergessen habe ich – wie mir gerade beim Schreiben auffällt – das Hinzufügen von 200 Gramm Paniermehl und etwas Muskat in die Käsemasse, aber ich glaube, wenn das Paniermehl da wirklich reingewandert wäre, hätte man die Röllchen nicht mehr so gut füllen können. Vermisst habe ich es beim Essen jedenfalls nicht. Und das war bestimmt nicht der entscheidende Punkt, der die Verwendung eines weiteren Liters Tomatensoße möglich gemacht hätte. Kann mir jedenfalls keiner erzählen.
Und hier nochmal die Zutatenliste:
20 Cannelloni-Röllchen
600+ Gramm Ricotta
250 Gramm Parmesan am Stück
4 Kugeln Mozzarella
1 Liter passierte Tomaten
1 Zwiebel
Gemüsesuppenpulver o. ä .
italienische Gewürzmischung nach Bedarf oder entsprechende Einzelgewürze
Muskat, Salz, Pfeffer nach Geschmack
200 Gramm Paniermehl, wer es mal testen möchte
So, und nachdem die zweitbeste Ehefrau von allen sich jetzt in Richtung Bett verzogen hat, werde ich mal prüfen, ob die Außerirdischen doch noch telefonieren konnten.
Na, wer weiß, wie der Film heißt? ET ist verkehrt, der war alleine und nicht auf Hawaii.