Am Mittwoch erscheint ein weiterer Katzenfels-Fraggle, um
mal wieder einen Versuch zu starten, mich mit einem tauglichen Beatmungsgerät
zu versorgen. Dieses Mal ist es ein älterer Außendienstler, vielleicht mein
Jahrgang oder etwas mehr.
Der Fraggle holt aus seinen Koffern eine Tasche mit dem
Beatmungsgerät raus. Schon die Tasche kommt mir sehr bekannt vor. Das Gerät
auch. Ich erkenne es wieder. Es ist genau das Gerät, welches schon mal hier
war.
Entgegen meiner sonstigen Art werde ich direkt etwas lauter.
„Wenn das das Gerät ist, das ich schon mal hier hatte,
können Sie gleich wieder gehen!“
Der Fraggle bleibt ruhig, signalisiert durchaus die
Bereitschaft, meinem Wunsch zu entsprechen, hinterfragt aber auch die
Situation. Im Spiel Guter Bulle – Böser Bulle schildern die zweitbeste Ehefrau
von allen und ich, was alles schon geschehen sei. Er merkt an, daß ihm das
Gerät so in der Zentrale übergeben worden sei und er jetzt versuchen werde, das
zu klären. Dennoch wirft er selbst einen Blick auf die Verordnung, stellt mit
leichter Belustigung fest, daß die Krankenkasse dieser Verordnung niemals
entsprechen werde und auch die dort beschriebene Atemmaske keinesfalls
bewilligungsfähig sei. Aber er versuche, eine Lösung herbeizuführen. Was ja mal
ganz was Neues ist. Ich beruhige mich langsam wieder, entschuldige mich dafür,
daß ich ihn etwas härter angegangen sei und mir klar sei, daß er ja nichts
dafür könne.
Ein Anruf in seiner Zentrale bestätigte, daß das Gerät
tatsächlich irrtümlich ausgehändigt wurde und ein anderes vorgesehen war. Auch
damit kann ich erst mal leben, denn es ist weiterhin Bewegung im Spiel.
Der Fraggle, der offensichtlich endlich mal kein Fraggle
ist, erweist sich als Außendienst-Profi. Meine Atemnot ist auch ihm erst mal
unerklärlich, denn auch nach seinem Bekunden sind die Geräte technisch
baugleich. Es fehlen nur einige Extras, die ich wirklich nicht benötige (z. B.
einen eingebauten Wecker), aber ansonsten seien die Leistungsmerkmale
tatsächlich identisch. Nun beschäftigt er sich mit den einzustellenden Werten.
Dabei stellt er fest, daß der Luftdruck, mit dem man mich versorgt wissen will,
doch eine echte Ansage ist. Dabei wirft er mit einen Blick zu und stellt fest,
daß ich ihm allerdings auch nicht wie jemand vorkomme, der nur einen halben
Liter Lungenvolumen habe.
Die zweitbeste Ehefrau von allen erzählte, daß mein
Lungenvolumen mit deutlich über sechs Litern wohl auch eher als
überdurchschnittlich anzusehen sei. Dies ist die entscheidende Aussage!
Für den Außendienstler schloss sich das Bild. Es gäbe einen
offensichtlichen Unterschied in den Geräten, der aber im Normalfall nichts
ausmachen würde. Er sei auch nicht direkt technischer Natur, denn – wie gesagt
– sind die technischen Spezifikationen identisch. Auch der aufzubauende Luftdruck
sei kein Problem. Aber die Öffnung für die Luftansaugung sei bei dem
vorliegenden Gerät deutlich kleiner als bei dem, welches verordnet wurde.
Mit anderen Worten: Wenn ich bei meinem Lungenvolumen einmal
Luft hole, ist der Luftvorrat aufgebraucht. Das Gerät ist zwar technisch in der
Lage, den notwendigen Luftdruck aufzubauen, benötigt dazu aber natürlich eine
bestimmte Luftmasse. Diese kann aufgrund der kleineren Öffnung des anderen
Gehäuses jedoch nicht in der erforderlichen Zeit eingesogen werden.
So einfach kann das sein.
Es gibt durchaus noch andere Geräte, welche über einen größeren
Lufteinlass verfügen. Darunter ist auch ein Gerät, mit einem identischen
Einlass, wie es auch das verordnete Gerät ausweist.
Ein nochmaliges Telefonat bestätigt, daß ein solches Gerät
zur Verfügung stünde. Der Nicht-Fraggle
erklärte sich bereit, am Ende seiner Tour das andere Gerät n der Zentrale
abzuholen und dann nochmal am späten Nachmittag hier aufzuschlagen. Die neue
Atemmaske würde er auch hier lassen und vergessen, daß er gehört habe, daß ich
die andere schon hier hätte. Die bleibt dann einfach hier. Wobei er darauf
hinweist, daß er die neue Atemmaske für angenehmer im Tragekomfort halte, aber
das könne ich dann ja selbst testen. So verblieben wir in durchaus harmonischer
Stimmung.
Nachdem der Nicht-Fraggle draußen war, schaut mich die
zweitbeste Ehefrau von allen an.
„Es ist das erste Mal in den letzten zwanzig Jahren, daß ich
erlebt habe, daß du laut geworden bist.“
„Ja, laut kann ich,
wenn eine Grenze überschritten wurde. Außerdem erlebst du mich ja nicht im
Büro. Da kommt das durchaus auch schon mal vor. Allerdings kann ich das nicht
auf Kommando.“
Ich erinnere mich in
dem Zusammenhang an eine Situation, in der ich den alten Dr. Strebsinger
durchaus mal unangemessen laut angegangen habe.
Abends kommt der
Nicht-Fraggle tatsächlich noch vorbei. Sein Feierabend war schon lange
eingeläutet. Eine Aussage, welche aufgrund der mir bekannten Terminsetzungen
durchaus zu glauben ist.
Er übergibt das Gerät. Dabei erfahren wir, daß wohl noch
etwas anderes schief gegangen ist.
Nach dem Telefonat mit dem Sachbearbeiter der Krankenkasse
vor einigen Tagen hat diese tatsächlich die Versorgung mit dem im Krankenhaus
verordneten Gerät bewilligt. Ohne weitere Voraussetzungen. Dies war dem
Callcenter-Fraggle zum Zeitpunkt des zweiten Telefonates vermutlich noch nicht
bekannt. Aufgrund des zweiten Telefonates wurde hiesigerseits bekanntlich das
Einverständnis signalisiert, auch andere Geräte zu testen. Diese Absprache ging
natürlich auch bei der Firma Katzenfels ein, so daß vorrangig die Versorgung
mit Alternativgeräten zu testen sei, bevor das verordnete Gerät ausgehändigt
werden könne.
Gut, das Ziel ist also auf jeden Fall erreicht, wenn auch in
meiner Vorstellung allenfalls mit einigen Tagen Verzögerung. Doch darauf würde
es mir nicht mehr ankommen.
Es passieren doch noch Wunder.
AntwortenLöschenGelegentlich.
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