Dienstag, 2. September 2014

Sonntag (1) - Glänzende Klarsicht

Es ist Sonntag. Wir haben gerade noch so August. Meteorologischer Sommer also. Aber in den letzten Zügen. Die zweitbeste Ehefrau von allen und ich nutzten eine Pause zwischen den ganztägigen Starkregenphasen, um den guten Balduin in weitgehend trockenem Zustand zu erreichen. Inzwischen haben wir den Weg nach Hause hinter uns gebracht. Nun hänge ich an meinem Laptop. Während ich rechtshändig nach einem Tag mit salzarmer Kost dringend benötigte Mineralien in Form von Zwiebelringen und Paprikasticks -  nein, nicht das angeblich gesunde Zeug aus der Natur, sondern die haltbarere Salzgebäckvariante  - zu mir nehme und mit den daraus resultierenden Fettfingern die Tastatur einsaue, versuche ich, den Tag Revue passieren und die wesentlichen Dinge in wohlfeile Worte fließen zu lassen.

Wir waren also bei meinen Schwiegereltern.

Noch bevor wir zu den wirklich elementaren zu erörternden Themen, also Alter, Krankheit und Tod, gefolgt von den Ungerechtigkeiten des Lebens und den üblichen Weltverschwörungen gelangten, wurde uns das neueste System zur Reinigung von Fenstern als echter Geheimtipp unentgeltlich überlassen.

Nun muß man wissen, daß unsere Fenster, tja, wie soll ich es sagen, also bei genauerer Betrachtung, aber wirklich nur dann, doch eher unhäufig bis tendentiell selten geputzt werden. Unsere Wohnung hat total viele Fenster. Um genau zu sein, sind es 22 an der Zahl. Große Fenster, nicht nur so kleine, verglaste Schießscharten. Echt jetzt. Und dabei rechnen wir Fenster, die noch ein Blumenfenster unten dran haben, als ein einzelnes Fenster. Das ist ganz schön viel. Und wir können immer noch aus allen raussehen. Es kommt auch Licht rein. Von draußen. Nach drinnen. Tagsüber müssen wir innen keine Lampen einschalten. Meistens, aber falls doch mal, dann wäre das wetterbedingt. Und selbst wenn wir die Fenster regelmäßiger säubern würden, hätten wir doch nichts davon, weil die Katzenbande die alle ratz fatz wieder von innen einsaut. Die müssen mit Nase, Pfoten und Fell ja ständig darangehen. Jetzt haben wir wenigstens auch drei Schuldige für die schmutzigen Fenster gefunden. Nur um das mal klarzustellen.

Jedenfalls hatten meine Schwiegereltern dieses wunderbare Fensterreinigungssystem selbst zuvor käuflich irgendwo erstanden und wollten uns mit einem weiteren daran teilhaben lassen. Was wir ungewollt erhielten waren zwei Tücher. Nun möchte ich mich über deren korrekten Einsatz nicht weiter auslassen. Meine Angetraute jedenfalls nahm sich, kaum daß wir zuhause angekommen waren, direkt die Homepage des Herstellers vor. Pure Neugier, kein plötzlich erwachter Putzwahn. Man konnte dort noch mehr Tücher erwerben. Mindestens eines für jeden Reinigungszweck. Es gab Tücher für Böden, Fenster, Weingläser, Autos, Spiegel und für alle die anderen Dinge, welche sich in einem ordentlichen Haushalt finden lassen sollten. Allerdings fand sich keines für fettige Laptop-Tastaturen, was ich gerade im Moment als sehr hilfreich empfunden hätte. Egal. Würde man jedes dieser Tücher in einmaliger Ausführung erwerben, müsste man sich über die weiteren Verwendungsmöglichkeiten eines über 700 Euro liegenden Gesamtbetrages keine weiteren Gedanken machen. Und das alles für ein paar Mikrofasertücher. Wer es technischer mag, dem kann ergänzend mit einem 599 Euro teuren extraklassigen wassergefilterten Raumreinigungssystem geholfen werden. Also zusätzlich jetzt. Ergänzend halt. Oder so ähnlich.

Nein, wir würden da nicht zuschlagen. Die zweitbeste Ehefrau von allen und ich zeigten sich da sehr einig. Denn meine Schwiegereltern kommen alle Nase lang mit einem neuen, noch supertolleren und dazu sogar noch besseren Fensterreinigungssystem an. Jedes vereinfacht die Arbeit mehr als das davor Erworbene und macht die Fenster wesentlich dauerhafter durchsichtiger. Dumm nur, daß man trotzdem weiterhin selbst Hand anlegen muß. Aber wenn die technische Weiterentwicklung in diesem Tempo voranschreitet, wird die Fensterreinigung bald von alleine funktionieren.

Und dann, meine Lieben da draußen, dann werden wir zuschlagen und kaufen. Aber nicht vorher.

Ach ne, wir werden dieses dann supertollste, unverbesserlichste System von allen wohl auch wieder aufs Auge gedrückt bekommen.

Bis es etwas Neueres gibt.


(wird fortgesetzt)


25 Kommentare:

  1. Hallo,
    ich habe mir so ein Kärcher-Fenster-Sauger für knapp 70 Euro geholt. Das Teil ist wirklich geil. schneller habe ich noch nie meine Fenster geputzt .

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    1. Also bitte, über derartige Spielereien ist man da doch schon lange raus. Der steht jetzt bestimmt irgendwo in der großen Rumpelkammer, genannt Kellerbar. ;-)

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    2. Wobei mir noch einfällt: DEN haben wir nur mal geliehen bekommen.

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    3. Aber funzt sehr gut das Teil.

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    4. Ja, das kann ich bestätigen. Um so weniger weiß ich, wieso danach schon wieder was anderes angeschafft wurde.

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  2. Vielleicht gibt es ja bald eine selbstklebende durchsichtige Fensterfolie mit Lotusblüteneffekt, an der jeglicher Dreck ganz einfach abperlt. Wenn du was davon hörst, lass es mich bitte sofort wissen, denn ich habe zufällig auch 22 Fenster zu putzen. ;-)

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    1. Für die Außenseite mag das praktich sein, dann erledigt der Regen alles. Aber innen muß man ja doch wieder von Hand ran. Das Wasser spritzt sich nicht von alleine auf die Scheiben. Und viel Schlimmer: Es entfernt sich auch nicht alleine von den Fensterbänken. Obwohl: Lassen wir es einfach verdunsten, das erhöht die Luftfeuchtigkeit und ist gut fürs Raumklima.

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    2. Eher Lotusblätter Effekt.

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    3. So in etwa war es angedacht. Sollen wir uns es patentieren lassen?

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    4. Ich könnte mir vorstellen, daß es das irgendwo schon gibt. Nur hier bei uns natürlich wieder nicht. Eines ist aber mal klar: Meine nächste Brille muß das auch haben. Unbedingt.

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  3. Warum hast du eigentliche eine zweitbeste Ehefrau? Habe keine Erklärung dazu gefunden.
    Erinnert mich immer an Kishon der die beste Ehefrau hatte.

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    1. Guck mal auf die Unterseite "Über dieses Blog". :-)

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    2. Habs gefunden. Lag ich ja doch nicht so verkehrt.

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  4. Vorschlag zu den echt wichtigen Problemen … den Fettfingern :-)

    Hast du mal ausprobiert, die Sticks/Ringe/wasauchimmer in eine (Suppen-) Schüssel/Schale/Teller zu geben und einfach den Kopf darüber und die Zunge reinhalten, da bleibt ne Menge haften.

    Prinzip des Hafersacks.
    Zumindest bleiben die Finger fettfrei und das duschen abends lohnt sich dann auch.

    Falls du eine bessere Lösung in Aussicht hast, bin für Vorschläge offen…

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    1. Ich habe die Befürchtung, bei der Schüsselmethode wird meine Brille noch dreckiger. Dann muß ich schon wieder ein anderes Tuch kaufen. Und da ich ohnehin schon morgens zwingend duschen muß, wäre ein Zusatzduschen am Abend nicht so prall.

      Aber man könnte natürlich die guten Mineralienspender via Suppenteller in den Mund gleiten lassen.

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    2. Einfach die zweit beste Ehefrau abrichten ich meinte überzeugen...

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    3. Hmmm, tja, also - ähm, die liest mit, ich verweigere jegliche Antworten.

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  5. Kleiner Schisser... :-P
    Außerdem ist "die" auch eher dafür zuständig für Bewegung zu sorgen, nicht um dich zu füttern... ;-)

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    1. Ne ne ne, da hast du was falsch verstanden. Du solltest bestimmt die Fettflecken von der Tastatur entfernen.

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  6. Antworten
    1. Na toll... Erst jammern und dann schon längst die Arbeit erledigt haben.
      Das ist unfair! :-P

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    2. Wie soll er denn auch ohne Tastatur überleben? Geht doch nicht ... hihi

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  7. Haha, ich schmeiss' mich gerade echt weg. Du beschreibst Deine Schwiegereltern, als wären es meine!
    "Elementare Themen wie Alter, Krankheit, Tod"....;o)))
    Bei unserem letzten Besuch vor kurzem erst, wollte sie mir DEN ultimativen Wischmopp-Lappen für zum Einklicken anbieten, den ich zum Glück ablehnen konnte, da falsche Größe. Eine paar Besuche vorher wollte sie mir einen Stapel der absolut allerbesten (wahrscheinlich weltraumerprobten) Mikrofasertücher mitgeben und ich nahm zwei mit, damit die Seele Ruhe hat. Früher habe ich mich über ihre Bevormundung geärgert (als würde ich selbst nie putzen), heute bin ich da gelassener.
    Leider kommt sie bei ihrem Sohn (welcher mein Angetrauter ist) damit überhaupt nicht an, so dass ich dann das "Opfer" für ihre Produktwerbung bin. Nunja, wenn es ihr dann besser geht *seufz*.
    Allerdings muss ich bald einen Riegel vorschieben, was Geschichten über Krankheiten angeht (nicht ihre eigenen), denn die werden mir langsam zu unappetitlich *örks*.

    Lieben Gruß
    Conny

    P.S.: Fenster putzen wird eindeutig überbewertet ;o)

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    1. Wenn ich das alles so lese bin ich doch froh, niemals Schwiegerelter werden zu können. Vielleicht wäre ich dann auch so.

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