Sonntag, 2. Juni 2019

Bürokommunikation

Wohin geheimnisvolle Flecke auf einem Aktendeckel führen können...



...zum Beispiel zu einer gelungenen Bürokommunikation zwischen Sven, Paterfelis und Frl. Hasenclever.


Sonntag, 19. Mai 2019

Exklusivität ohne Aufpreis

Blondi, die Lokführerin, hatte wieder Dienst.

„Guten Tag meine sehr geehrten Reisenden, ich begrüße Sie an Bord der S-Drölfundsiebzig nach Kurbad Grönau mit Zwischenstopp an den gewohnten Haltepunkten.

Exklusiv für unsere heutigen Fahrgäste bieten wir das Ruheabteil in der Mitte des Zuges. Grund hierfür ist ein ausgefallener Motor.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Reise.“

Autsch. Trotz pünktlicher Abfahrt hatte sich bis zum Haltepunkt Neustädter Ländchen bereits aufgrund der merklich schwächeren Beschleunigungsleistung bei einer regulär nur elfminütigen Fahrt eine deutliche Verspätung ergeben. Und weiter in Richtung Kurbad Grönau geht es nur noch bergauf. Bei einem 15-Minuten-Takt auf der Strecke dürfte die Sache noch interessant werden.

Die Ruhe in dem Mittelteil des Triebzuges war übrigens tatsächlich bemerkenswert.

Allerdings kam in mir doch eine gewisse Dankbarkeit auf, an dem weiteren Geschehen nicht weiter partizipieren zu müssen.




Samstag, 11. Mai 2019

Schockierend

Über den Vorgang, der sich auf meinem Tisch ausgebreitet hatte, würde ich mit Sven reden müssen. Ein paar kleine Korrekturen, völlig harmlos. Aber da die Sache etwas eiliger war, müsste dies jetzt mal von Hand zu Hand erfolgen. Also schnappte ich mir die Akte und suchte Sven in seinem Büro auf.

An dem ihm gegenüberliegenden Tisch fand ich nicht die dort üblicherweise sitzende Person vor, sondern seinen Junior, den er an diesem Tag mit ins Büro gebracht hatte. Die familiäre Herkunft war unleugbar.

Und was tat dieser kleine Wicht?

Er las ein Buch. Ein richtiges Buch! So aus Papier, versehen mit Druckerschwärze.

Geschätzt immerhin 500 Seiten dick.

Kein Smartphone in der Hand, mit dem er daddeln könnte.


Ich bin erschüttert.



Dienstag, 7. Mai 2019

Gedanken am Morgen

Wenn man schon mit schlechter Laune aufwacht...

Ok, vergessen wir den anstehenden Tag einfach. Das wird nichts mehr.



Samstag, 4. Mai 2019

Im Wachstum

Sven und ich besprachen irgendwelche höchst wichtigen, also nicht dienstlichen Dinge, als Frl. Hasenclever den Türrahmen ausfüllte. Also nicht zur Gänze jetzt. Dazu reicht es nicht. Eher weniger, aber doch etwas. Irgendwie so jedenfalls. Und es genügte, um den erforderlichen Luftaustausch zwischen den geöffneten Fenstern auf unserer Seite und jenen gegenüber nachhaltig einzuschränken. Da musste etwas unternommen werden.

„Na, geht es hier wieder um Sauereien?“ ließ sich Frl. Hasenclever vernehmen.

„Niemand sprach von Fleisch.“

„Das meinte ich auch nicht.“

„Also echt, wenn es um solche Schweinereien geht, dann sind Sie ja die Richtige.“

„Was?“

„Ja, so wie letztens, als sie vor Beginn der Dienstbesprechung von irgendwelchem Grünzeug geredet haben und von Ihrer Freundin.“

„Verstehe ich nicht.“

„Sie haben gesagt, die hätte so viel Talent, daß ihr Busch unten bald wieder so aussieht wie der Busch oben.“

„…“

„Ich wusste gar nicht, daß das jetzt wieder modern wird.“

„…“

„Ja, die Kollegen habe sich alle sehr beherrschen müssen.“

Wusch - und schon war der Luftaustausch wieder gewährleistet.



Samstag, 27. April 2019

Kann man machen...

Auf meinem morgendlichen Weg zur Arbeit habe ich drei Möglichkeiten, mein Ziel zu erreichen. Da wäre zunächst das Familienauto Balduin. Dieses zu nutzen stellt einen echten Ausnahmefall dar, von dem ich im Moment aus Gründen auch den Papp ziemlich aufhabe. Als nächstes folgt die Variante Bus. Der fährt aufgrund einiger in der örtlichen Tagespresse seinerzeit gefeierten Fahrplanverbesserungen zu den mir genehmen Uhrzeiten nur noch im Stundentakt. Außerdem fährt er nicht mehr durch bis Neustadt, sondern ich muß inzwischen auf dem Weg mit einiger Wartezeit umsteigen. Mache ich hin und wieder auch, allerdings ist es mir aktuell im Anschlussbus zu voll geworden. Also bleibt Plan C: die Fahrt mit der S-Bahn-Linie Drölfundsiebzig, welche ich für meinen Rückweg ohnehin immer nehme.

Ein kleiner Fußmarsch am Morgen durch unser Hochgebirge schadet nicht, und nach Ankunft am Neustädter Hauptbahnhof zwingt mich die dortige Infrastruktur zu weiteren sportlichen Höchstleistungen, nämlich dem Treppensteigen. Auf meinem Weg vom Bahnsteig zur doch recht nah gelegenen LASA-Außenstelle sind mehrere Höhenwechsel vorzunehmen, zu deren Bewältigung ganz dem Service-Gedanken folgend Aufzüge und Rolltreppen installiert sind. Doch diese sind in schönster Regelmäßigkeit außer Betrieb. Gerade bei den Rolltreppen, derer ich ja noch einiger mehr als ich benötige ansichtig werde, habe ich das Gefühl, daß da ein bestimmtes, nicht mehr beschaffbares Teil kaputt ist, welche dann von der Wartungscrew des Bahnhofs jeden Tag durch ein aus einer anderen Rolltreppe ausgebauten Teils ersetzt wird. Immer schön der Reihe nach, damit jeder mal drankommt.
Ich war also mal wieder mit dem Zug unterwegs. Die Nutzerfrequenz hat sich seit Inbetriebnahme des mir nächstgelegenen und unlängst neu gebauten Haltepunktes Neustädter Ländchen Süd schon deutlich erhöht. Ich darf sagen, dass ich nach Neubau des hiesigen Haltepunktes der erste reguläre Fahrgast war, welcher ihn genutzt hat. An dem Morgen, an dem der Regelbetrieb aufgenommen wurde, stand ich allein auf dem Bahnsteig und war somit der erste und einzige Fahrgast, welcher eingestiegen ist. Da auch niemand ausstieg, was zu dieser Uhrzeit auch höchst verwunderlich gewesen wäre, denn wer will schon morgens gegen 5.30 Uhr etwas auf einem mitten in einem Acker gelegenen Bahnhaltepunkt, außer da wegzukommen, könnte man sagen, daß man extra für mich angehalten hat. Was ich sehr freundlich vom Lokführer fand. Inzwischen warten wir an guten Tagen um diese Uhrzeit zu zehnt auf dem Bahnsteig. Wenig genug, um im Zug auf jeden Fall noch einen angenehmen Sitzplatz zu ergattern.
Meist herrscht eine angenehme Ruhe. Fast jeder Passagier ist mit seinem Smartphone beschäftigt, aber Ohrhörern sei Dank funktioniert das inzwischen geräuschlos. Nur gelegentlich unterhält man sich mit jemanden, das auch noch von Angesicht zu Angesicht. Erschreckender Gedanke, so eine persönliche Kommunikation, nicht wahr? Sehe ich auch so. Es ist aber auch ziemlich verstörend, was für einen verbalen Dünnpfiff manch ein Zeitgenosse von sich gibt. Und dann auch noch in einer Lautstärke wie im heimischen Wohnzimmer, bei der man das Gelaber aus dem Fernseher noch übertönen muß. Eine leise  Unterhaltung mitzubekommen ist zu dieser Uhrzeit schon schlimm genug, und das offensichtlich nicht nur für mich. Aber da muß man dann halt durch, und meistens herrscht ja auch Ruhe. Abgesehen von den automatischen Ansagen der nächsten Station, dem entsetzlichen Gepiepe der sich öffnenden und schließenden Türen sowie der unendlichen finalen Ansage vor Einfahrt im Neustädter Hauptbahnhof, denn der ist Endpunkt der Bahnlinie und man möchte doch irgendwie sicher sein, daß dies auch wirklich jeder mitbekommt und niemand mit aufs Abstellgleis befördert wird.
An jenem fraglich Tag, um den es hier geht, herrschte mit Ausnahme der geschilderten unvermeidbaren elektronischen Geräuschkulisse Ruhe. Ein geschätzt Endzwanziger setzte sich in meinem Blickfeld auf einen leeren Doppelplatz, stellte seinen mobilen Kaffee auf das dort zu diesem Zweck bereitgehaltene Klapptischchen und begann, etwas aus seiner Tasche auszugraben. Ich beobachtete die Sache nicht weiter und ging weiter meinen Gedanken nach.
Klick!
Klick!
Ein markantes Geräusch, dessen Entstehungsort…
Klick!
…von mir sofort ausfindig gemacht wurde. Es war der Endzwanziger.
Klick!
Er hatte sich einen Nagelclip aus seiner Tasche geholt und war dabei, seine Fingernägel zu bearbeiten. Die so amputierten nutzlosen Reste…
Klick!
…seines Körpers fielen auf dem Boden.
Klick!
Und da blieben sie auch nach dem Aussteigen in Neustadt. Eben so wie er es nicht geschafft hatte, seinen nunmehr leeren Kaffeebecher in den noch ebenso leeren, unmittelbar neben ihm befindlichen Müllbehälter zu befördern.
Pottsau!
Ich habe schon einiges beobachtet, was Leute morgens im Zug machen, sogar bis hin zum Auftragen eines kompletten Gesichts-Make-ups unter Zuhilfenahme des Smartphones als Spiegel. Aber das….
Kann man machen. Muß man aber nicht.
(Wobei mir dämmert, daß es so etwas schon mal gab und ich es auch verbloggt haben könnte, aber ich finde den Eintrag gerade nicht.)
Als moderner Mensch meldete ich meine Beobachtung in Textform selbstverständlich via Smartphone der Welt, also der zweitbesten Ehefrau von allen. Diese quittierte nach Kenntnisnahme des Textes einige Stunden später, daß es ja wohl fast der Gipfel des Ekelhaften wäre. Die Betonung liegt auf fast, denn natürlich besteht auch hier die Möglichkeit, sich zu steigern.
Schließlich verfügt der Mensch auch noch über Fußnägel.


Sonntag, 21. April 2019

Impressionen Ostern 2019

Keine Auferstehung aber doch ein kleines Lebenszeichen vor mir.

Karfreitag gab es den obligatorischen Feiertagsbesuch. Meine zeitliche Anregung, nach dem Kaffee trinken vor Ort aufzuschlagen, damit wir vor dem Abendessen wieder zu Hause sein können, wurde in „Wir kommen zum Brunch und sind rechtzeitig zum Frühstück wieder daheim!“ abgeändert. Mit blanken Nerven und meinerseits vollkommener Übermüdung – ich werde echt zu alt für diesen Scheiß - überstanden die zweitbeste Ehefrau von allen und ich die gefühlte Woche.

Nach eben dieser Ankunft zurück im trauten Heim brauchten die strapazierten Nerven Balsam. Also galt es, sich samstags im Fitnessstudio auszutoben, während die zweitbeste Ehefrau von allen sich ihrerseits dort die Nägel machen ließ. Ja, ist schon richtig so. Das geht in dem Studio – welches im Übrigen schon seit geraumer Zeit nicht mehr der Sporttempel ist, sondern das Eff Eff. Dazu bei Gelegenheit mehr.

Die weiteren hiesigen Übungen zur österlichen Entspannung zeigen ich nachstehend in realistischen, ungeschönten Bildern und mit ohne Ton.


selbst marinierte Krustenbraten, in Scheiben geschnitten


Rinderminutensteak, auch selbst mariniert


Hähnchenbrustfilet, natürlich selbst mariniert


selbst mariniertes Hähnchenschnitzel


gegrillte Kartoffeldrillinge


Grillsauce, mal nicht das Übliche


Grillsauce - na ja, die Flasche davon


selbst gemachte Knoblauchbutter mit Petersilie und Chili auf Toast


Spitzpaprika


Sucuk - selbst gekauft, aber wir hatten schon bessere



Ach übrigens: Unseren Mitbewohnern geht es auch bestens.


Marty und Lilly

Smilla



Preisfrage zum Schluss:






Ist das Kunst oder kann das weg? Anregungen und Meinungen gerne in den Kommentaren.

Die zweitbeste Ehefrau und ich wünschen schöne Restostern.



Donnerstag, 14. Februar 2019

Saisoneröffnung - die nächste

Es gibt eine neue Eisdiele in der Stadt:




Schokolade, Haselnuss, gesalzenes Karamell, Erdbeer, Mango.

Passt.



Samstag, 9. Februar 2019

Paradiesische Urstände

Es trifft nicht nur mich, sondern auch andere. Einmal im Jahr, um genau zu sein. Aktuelle statistische Evaluationen bestätigen dies. Und das mit einer Fehlertoleranz von in etwa bis ziemlich genau Null. Man könnte also behaupten, dies sei ein sehr präziser Wert. Und jetzt hat es Frl. Hasenclever getroffen. Passiert eben. Da macht man nichts. Gar nichts. Einmal damit angefangen, gibt es kein Entrinnen.

Geburtstag.
Dem Anlass entsprechend ließ sie es sich nicht nehmen, in ihrer Kemenate eine große Schüssel mit Schokosüßkram aufzubauen. Sogar Markenprodukte. Nicht das billige Zeug von Feinkost Albrecht oder dem Schwarz-Markt, welches die Kollegen zu diesen und anderen Gelegenheiten zuweilen  anschleppen. Der Tag zeigte eine gewisse Tendenz, gerettet zu sein. Zumindest was die Versorgungsleistung angeht, denn Sven hielt es mal wieder nicht für nötig, in seiner Mittagspause das Haus zu verlassen, um mich mit von ihm sozusagen in der exotischen Welt außerhalb des LASA beschafften Nahrungsmitteln zu erfreuen. Da mich zuweilen auch ein gewisses Hungergefühl beschleicht, konnte ich mich mit dem Naschkram bei vorsichtiger Dosierung auch gut über Wasser halten. Die erfahrenen Leser wissen ja, daß Süßkram bei mir derart im Magen liegt, daß ich mit einer Tortendiät sogar abnehmen würde. Morgens ein großes Stück Torte, und ich esse für den Rest des Tages garantiert nichts mehr, bin aber auch von einer sich zwangsläufig aufbauenden Trägheit für alle anderen sinnvollen und sinnfreien Tätigkeiten außer Gefecht gesetzt. Also mußte ich Maß halten.
Doch es hatte sich auch ein zweites Fenster mutmaßlicher Glückseligkeit aufgetan. Rebecca verkündete per elektronischem Brief, daß sie Plätzchen gebacken hatte und uns zur allgemeinen Verkostung zu sich bäte. Frau Schlüter, welche dieser Bitte mit einem wahren Feuereifer bereits nachgekommen war, ergoss sich in unserem lauschigen Büro ob der Qualität der Backwaren in höchsten, wenn nicht gar der Stimme geschuldeten schrillsten Lobpreisungen. Ich würde also Rebeccas Ansinnen wohl auch nachkommen. Doch zunächst suchte ich Frl. Hasenclever heim.
Wir besprachen, was es zu besprechen gab. Selbstverständlich vergriff ich mich auch an der dort bereitliegenden Wegzehrung, denn die Strecke zu Rebeccas Büro war weit. Ich schätze den reinen Fußweg auf etwa sieben Meter. Vielleicht auch zehn. Da kann viel passieren.
Schon nahezu am Ende meiner Kräfte, nur aufrecht gehalten von einem winzigen Schoko-Erdnuss-Karamelriegel, schleppte ich mich bis an Rebeccas Tisch, an dem eine Plätzchendose meiner harrte. Ich öffnete den Deckel und ließ mir aus purer Höflichkeit von Rebecca den Inhalt erläutern. Letztendlich hatte mich Frau Schlüter ja schon bis ins letzte Detail informiert. Ich entnahm dem Gefäß zwei kleine Kunstwerke und schaffte es tatsächlich, den weiten Weg zur allgemein bekannten Kemenate zurückzulegen. Hier füllte ich mit meiner selbst den Türrahmen auf, hielt die beiden Plätzchen demonstrativ in die Höhe, und klärte Frl. Hasenclever über die Lage auf:
„Rebecca hat aber selbst gebackenen Süßkram mitgebracht. Nicht nur so einfach gekauftes wie Sie. Kaufen kann jeder, aber backen muß man können.“
„Ja, ich weiß. Ich habe die E-Mail auch gelesen. Aber ich werde mich auch noch an den Ofen stellen und etwas zaubern. So geht das ja schließlich nicht. Ich dachte zuerst an meinen Kirschkuchen, aber jetzt wird es wohl etwas anderes.“
Voller demonstrativer Verzückung biss ich in einen Pistatzienkeks ein Pistazienplätzchen, welcher welches mit weißer Schokolade überzogen war. So gestärkt führte mich mein Weg wieder zu Rebecca. Ich grinste sie durch den Türrahmen an.
„Ich war bei Frl. Hasenclever und habe von den Plätzchen geschwärmt.“
„Das ist schön.“
„Sie will jetzt auch backen.“
Rebeccas Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Ein bedrohliches Funkeln war zu erkennen. Ein Funkeln, wie es nur erfahrene Ehemänner wahrzunehmen wissen. Ihre nächsten Worte sprach sie mit Bedacht, ja geradezu mit gefährlich demonstrativer Ruhe.
„So so. Dann ist die Backschlacht jetzt also eröffnet.“
Yeah, Ziel erreicht. Die Mädels sind so berechenbar. Jetzt muß ich es nur noch hinbekommen, das vorgesehene Ergebnis in die richtige Bahn zu lenken. Vielleicht sollte ich Frl. Hasenclever mal darauf aufmerksam machen, daß Rebecca unlängst einen fantastischen Zwiebelkuchen…
Ich bevorzuge übrigens die Variante mit Mürbeteig.
Nur mal so am Rande.



Donnerstag, 7. Februar 2019

Klassische Fehleinschätzung

„Dängeleding!“

Ich hasse nach wie vor Telefone.

„Dängeleding!!“

Es hört nicht auf.

„Dängeledingdongdang!!!“

Ich hebe ab.

„Das Landesamt für sozialen Ausgleich, mein Name ist Paterfelis, schönen guten Morgen.“

„Müller, ABC-Bauchtechnik aus Finkenheim, guten Morgen.“ jammerte mich eine mir durchaus noch bekannte Stimme an.

„Was kann ich gegen Sie tun?“

(Man wird ja noch träumen dürfen, Anm. d. Red.)

„Wir hatten vor zwei Jahren zuletzt miteinander zu tun; erinnern Sie sich noch?“

„Ja, ich erinnere mich.“

Und Frl. Hasenclever. Und der halbe Fachbereich. Und der Herr Abteilungsleiter.

„Das ist gut.“

Ähm, nein. Das ist gar nicht gut.

Wenn ich mich nach zwei Jahren noch detailliert an einen Fall von einem Kunden, der auch noch einen Allerweltsnamen hat, nur bei Nennung des Namens und dem Klang seiner Stimme erinnern kann, dann ist das ein schlechtes Zeichen.

Ein sehr schlechtes Zeichen.

Er hat es mal wieder vermasselt. Ein Kreuz und eine Unterschrift hätte genügt, um noch drei Jahre Ruhe vor mir zu haben. Das hat er nicht geschafft. Obwohl wir seinerzeit darüber gesprochen haben. Und er mehrere Chancen hatte, seine unterlassene Reaktion nachzuholen. Die benzinbetriebene Kettensäge mit extra langem Blatt liegt schon bereit. Beim letzten Mal ist er mit zwei tiefblauen Augen aber ansonsten sauber aus der Sache rausgekommen, in die er sich selbstverschuldet verstrickt hatte. Und das nur, weil ich mit viel Mühe eine Situation herbeigeführt hatte, in der ich ihm helfen konnte.

Dieses Mal kommt er nur mit Schmerzen und Spätfolgen aus der Nummer raus.

Mit Sicherheit!





Samstag, 2. Februar 2019

Ein Auftrag vom Ökoklaus oder Der Kaffee ist fertig

„Hast du schon gehört, daß Sven jetzt auch für die Bedienung der Kaffeemaschine in Frl. Hasenclevers Kemenate eine Checkliste erstellen will?“

Mit diesen Worten betrat der Ökoklaus mein Büro. Ja, ihr habt lange nichts mehr über ihn gelesen, aber es gibt ihn noch.

„Eine Checkliste? Für die Kaffeemaschine? Dann muß es wohl nötig sein.“

Im LASA werden wir mit immer mehr Checklisten zugedonnert, die unsere gedanklichen Handgriffe eingrenzen und so die Qualität gewisser Arbeiten verbessern wollen.

„Hat er wieder was vermasselt? So wie damals die Sache mit den Kaffeeakten?“

„Das wäre doch was für dein Blog.“

„Stimmt, die Geschichte steht auch schon lange auf dem virtuellen Merkzettel, aber ich habe noch nicht die Kurve gekriegt, sie aufzuschreiben.“

„Na, dann mach mal.“

Also gehen wir es an.

Irgendwann vor langer Zeit… Na, wir wollen mal nicht übertreiben. Aber ein Jahr ist bestimmt vergangen, seit ich meine von Frl. Hasenclever geprüften und für korrekt befundenen Akten wieder auf meinem Schreibtisch vorgefunden hatte und diese wieder als bei mir zur weiteren Bearbeitung befindlich – und wenn es überwiegend auch nur um die Vorbereitung zur Archivierung oder zum Wegschmeißen ginge -  ins VATeR eingetragen habe. Dabei fiel mir auf, daß eine nicht unerhebliche Anzahl der Vorgänge durchaus beachtliche braune Flecken aufwiesen und das derart verzierte Papier auch eine gewisse nicht mehr ganz so glatte Struktur aufwies.

So geht man nicht mit meinen Akten um! Ich will die ordentlich haben. Nicht unnötig geknickt, getackert, eingerissen und erst recht nicht besudelt. Ich hasse unordentliche Aktenführungen, und dazu gehört auch der äußere Eindruck.

Also marschierte ich etwas mussmutig zu Frl. Hsenclevers Kemenate.

„Was haben Sie mit meinen Akten angestellt? Ist Ihnen Ihre Kaffeetasse umgefallen?“

Frl. Hasenclever sah mich mit leichtem Grinsen an.

„Nö, aber Sven hat Kaffee mit meiner Kaffeemaschine gekocht, als ich noch nicht da war.“

„Na und?“ wird sich der geneigte Leser nun überlegen. Dieser sollte an dieser Stell vorbereitender und somit zweckdienlicher Weise erfahren, daß die Akten, welche zur Kontrolle durch Frl. Hasenclever bestimmt sind, von uns morgens in die Fächer eines Aktenbocks, also eines kleinen, mobilen Regalschranks gelegt werden. Und auf der Platte, welche die oberste Etage dieses Schranks bildet – steht neben einem Glas mit Süßigkeiten die Kaffeemaschine nebst allem erforderlichen Zubehör.

„Na und?“ überlegte an dieser Stelle auch der Autor dieser kleinen Geschichte.

„Er hat ordentlich das Kaffeepulver aufgefüllt, die Maschine angemessen mit Wasser betankt und eingeschaltet.“

„Na und?“ wiederholte ich meine gedankliche Fragestellung.

„Dann ist er erst mal zurück an seinen Schreibtisch gegangen.“

„Na und?“ …ihr wisst schon.

„Sven hat vergessen, die Kaffeekanne in die Maschine zu stellen. Als ich gekommen bin, war der ganze Aktenbock von Kaffee geflutet.“

Ähm, ja.

Und damit ist der Auftrag des Ökoklaus nunmehr auch abgearbeitet worden.




Mittwoch, 30. Januar 2019

Ausfalltag

In halbwegs erträglicher Arbeitslaune betrat ich das kleine, gemütliche Büro am Rande der Stadt, versorgte mich und andere auf dem Weg entlang der Postfächer vorbei mit Arbeit und erreichte letztendlich die Höhle im Schicksalsberg. Noch war ich allein, denn meistens bin ich morgens der erste Anwesende.

So begann die übliche Morgenroutine. Ich schaltete den PC an und ließ ihn hochfahren. Bis zur Herstellung der endgültigen Arbeitsbereitschaft, vorbei an allen Zwischenschritten und Passwortkontrollen, würde das etwa sieben bis acht Minuten in Anspruch nehmen. Während dessen galt es die Höhlenfenster aufzureißen, um den Mief des vorherigen Tages in die sicherlich verdiente Freiheit zu entlassen. Als netter Mitarbeiter begab ich mich wie meistens in Frl. Hasenclevers Kemenate, um hier desgleichen zu tun, oft gefolgt von Ludwigs Büro. Hier würden die geöffneten Fenster schließlich für einen ausreichenden Luftzug sorgen.

Der nächste Gang führte mich gewohnheitsmäßig in die Teeküche. Hier harrte ein Heißwasserboiler darauf, vor mir in Betrieb gesetzt zu werden. Beim Einlaufen des Wassers konnte ich schon die kleinen Knusperchen entdecken, die zahlreichen gelösten Kalkreste, welche mir die Lust auf Tee schon wieder vermiesten. Nö, lass mal. Heute würde es Wasser aus Flaschen geben.

Wieder zurück an meinem Schreibtisch bemerkte ich Ungewöhnliches. Eine Warnmeldung prangte auf dem Monitor. Das Gerät war nicht arbeitsfähig, es fehlte an Verbindung. Nun denn, so etwas kommt schon mal vor. Also alles wieder auf Anfang. Computer neu starten? Ja bitte!


Schlechte Vorzeichen


Gleiches Ergebnis. Ich kam noch nicht mal auf meinen Desktop. Damit fehlte mir die Zugriff auf die allseits bekannten Büroanwendungen des bekannten Markenherstellers Winzigweich als auch auf das MIST*) sowie das damit verbundene VATeR*)-System. Ich war von jeglichen technischen Unterstützungen abgeschnitten.

Nun denn. Ich fange meinen Dienst bekanntlich regelmäßig vor der frühest möglichen offiziellen Arbeitszeit an. Vielleicht waren die Bereitstellungen aus Bad Husten jetzt noch nicht soweit. Und noch konnte ich mich ohne elektronische Unterstützung bis zu einem bestimmten Punkt des Tagesgeschäftes durchaus sinnvoll beschäftigen, indem ich meine Post sortierte und die entsprechenden Akten beizog. Es lebe das noch nicht papierlose Büro. Voll Oldschool, aber allzeit bereit.

Das Telefon klingelte. Der Name des Kollegen Maus aus Indien, also von der anderen Seite des Ganges, prangte auf dem kleinen Display. Ich nahm den Anruf direkt mit den Worten „Ich kann auch nicht arbeiten.“ entgegen. Alles klar, ich bin nicht der einzige Betroffene. Den User-Helpdesk kann ich noch nicht informieren, da dieser zur eben jetzigen Uhrzeit und voraussichtlich für eine weitere Stunde noch unbesetzt ist.

Nach und nach trudelten die Kollegen ein. Während die Ebene der Sachbearbeiter und höher noch teilweise ohne PC arbeiten kann und zum Beispiel die Arbeit der Assistenten vom Vortag prüft, läuft auf eben dieser Ebene so gut wie nichts mehr ohne den Rechner. Willkommen in der schönen neuen Welt. Irgendwann erreichte uns die Nachricht aus Indien, daß unsere gesamte Außenstelle von der Störung betroffen sei. Und zwar nur unsere Außenstelle. Beim Rest des LASA lief alles wie es laufen sollte. Der User-Helpdesk habe von sich aus bereits versucht, einen gewissen Herrn Dr. Strebsinger zu erreichen und diesen zu informieren. Der jüngere Kollege, welcher den Anruf entgegengenommen hatte, wusste mit diesem Namen nichts mehr anzufangen. Kein Wunder, hatte Dr. Strebsinger doch schon Anno 2015 das Handtuch geworfen und sich anderen Ortes verbeamten lassen, ebenso wie aktuell Frau Schubert als seine Nachfolgerin selbiges nach nur drei Jahren auch getan hatte. Bei unserer Fluktuation erschien es offensichtlich nicht besonders wichtig zu sein, Namensverzeichnisse auf dem Laufenden zu halten.

Irgendwann kamen auch die sachbearbeitenden Kollegen an den Punkt, an dem sie ihrer papiergebundenen Arbeit nicht weiter nachgehen konnten und nun zwingend die EDV benötigten. So sammelte man sich in meinem strategisch günstig gelegenen Büro. Natürlich konnte ich die Gemüter durch einen beherzten Griff in meinen Notfallschrank davon überzeugen, daß wir uns im Fall des schlimmsten Falles den ganzen restlichen Tag über sinnvoll nicht im Sinne unseren Arbeitgebers beschäftigen können würden. Doch Langeweile könnten wir eindeutig vermeiden. Im Notfallschrank befand sich nämlich auch der Karton mit der klassischen Spielesammlung, welche extra für solche Situationen von mir bereitgehalten wurde. Natürlich nur als teambildende Maßnahme. Das versteht sich ja wohl von selbst.


Ein vielversprechender Karton, gefüllt mit Nostalgie


Während wir die jahrelang nicht mehr in Anspruch genommene Sammlung auf Vollständigkeit inspizierten, insbesondere auch um die wichtige Frage zu klären, ob das enthaltene Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel denn auch in der Variante für sechs Personen vorliegen würde, erschien Frau von Weißenfels in der Höhle im Schicksalsberg. Frau Henriette von Weißenfels ist ihres Zeichens unsere neue Außenstellenleiterin und hatte just an jenem Tag auch direkt den ersten Tag, an dem sie allein und ohne Frau Schuberts Hilfe zurechtkommen musste. Aufgrund von Frl. Hasenclevers Abwesenheit war ich der erste Ansprechpartner für sie in unserem Fachbereich. Man stelle sich das Bild vor: Die neue Außenstellenleitung kommt erstmals in mein Büro und findet die Kollegen und mich in einer Spielesammlung vertieft vor. Wo ist die versteckte Kamera?



Die Klassiker


Wir erörterten kurz die Umstände des Systemausfalls. Oder auch nicht, denn diese waren noch nicht bekannt. Mir wurde die Befugnis erteilt, die Kollegen auf deren Wunsch hin bis zu einer gewissen Mindestzahl Anwesenheitspflichtiger auf eigenes Zeitguthaben nach Hause entlassen zu dürfen, sofern dies gewünscht sei. Der Rest würde dann wohl bleiben müssen um aufzupassen, daß niemand die Telefone klaut. Letztendlich flohen nur unsere anwesenden Telearbeiter in Richtung Homeoffice, denn wie man mittlerweile erfahren hatte, zeigte sich die EDV auch dort in betriebsbereitem Zustand. Außerdem gab ich, als Frau von Weißenfels mich nach der Stimmung im Bereich befragte, mit einem gewissen Grinsen im Gesicht bekannt, daß es mir durchaus eine gewisse Sorge bereite, daß kaum daß sie das Kommando hier übernommen habe alles direkt zusammenzubrechen schien.

Anschließend klärten die verbliebenen Kollegen die wichtige Frage, um welches Spiel es sich denn bei einem von mir hervorgezaubertem Spielbrett handeln würde, welches in den klassischen Spielesammlungen üblicher Weise nicht aufzufinden sei und auch nicht zu dieser gehörig war, denn ich hatte es aus Platzgründen einst selbst hinzugefügt. Während unsere jungen Leute unterhalb von vierzig Lenzen sowie jene Kollegen, welche ihre Herkunft au dem Osten der Republik herleiten konnten, nicht mal eine Ahnung hatten, um was es ging, zeigten sich die Ü-40-West-Kollegen durchaus informiert.



Ein Spiel mit Witz - Malefiz. Wer spielt es noch?


Es handelte sich um das gute, alte Malefiz. Wieder kam ich mir steinalt vor.

Bevor wir uns diesem letzten Mittel an Beschäftigungstherapie zuwenden würden, gab es noch einige Verzweiflungsaktionen. Ich warf einen Blick auf meine Tastatur und stellte fest, daß sie im Laufe der letzten Jahre, also an sich seit sie als Neulieferung bei mir in Verwendung ist, gewisse Zeichen höchstpersönlicher Hinterlassenschaften meiner selbst aufgenommen hatte. Mit anderen Worten: Sie war pottdreckig.



Frisch auf zu neuen Taten - mit uralten Brillenputztüchern


Also einmal wenden, Krümel rausschütteln, ein Brillenputztuch (oder auch mehrere) bereitlegen, eines davon zur Hand nehmen und anfangen, das Ding mal wieder aufzupolieren. Da dies niemand anderes bei uns macht, gehört dies also auch zu meinen unausgesprochenen dienstlichen Obliegenheiten. Das Ergebnis zeigte sich nicht in Perfektion, stellte aber dennoch eine deutliche Verbesserung des Ist-Zustandes in Annäherung an den Soll-Zustand dar.



***würg***


Inzwischen war der halbe Arbeitstag vorbei. Es verbreitete sich die Information, dass bei Bauarbeiten anscheinend ein Kabel gekappt worden sein soll. Man arbeite an einer Reparatur.

Frau von Weißenfels wanderte durch die Gänge und hielt ein ansehnliches Körbchen in der Hand. Süßigkeiten Nervennahrung für alle. Prima, so kann man arbeiten den Tag verbringen. 



Keine Werbung, es gab auch Duplo, Hanuta, Mars, Schokobons u. v. a. m.



So kam schließlich der große Moment: Eine Stunde vor dem frühest möglichen Ende der zwingend erforderlichen Anwesenheitszeit war das Kabel geflickt. Also galt es eben noch, die vorgeprüften Akten an der EDV freizugeben bzw. sie im Falle einer fehlerhaft aufgestellten Entscheidungsvorlage an den Aufsteller in VATeR als zurück an Absender einzutragen.

Feierabend. Hat gereicht.

Und wir hatten doch nicht gespielt. Verdammt.



Samstag, 26. Januar 2019

Abschiedsvorbereitungen

Es war noch das Jahr 2018.

Wie wir uns eventuell erinnern, hat Frau Schubert ihren Dienst beim LASA quittiert. Natürlich sollte es noch eine Ausstandsfeier geben. Zu diesem Anlass wollten wir dafür Sorge tragen, daß wir bei ihr doch in anhaltender Erinnerung verbleiben würden. Unser außenstelleneigener Presse- und Öffentlichkeitsbeauftragter hatte vor, anlässlich des besonderen Ereignisses an der Außentreppe zum Erdgeschoss unserer Außenstelle fotografische Aufnahmen der Angehörigen der einzelnen Fachbereiche des Hauses im Rudelformat anzufertigen.

Obwohl das Jahr schon fortgeschritten und der glühend heiße Sommer von einigen kühleren Herbsttagen verdrängt war, kündigte der Wetterbericht für den vorgesehenen Außentermin nochmal respektable sommerlich Temperaturen an, welche unsere Damen wohl dazu verleiten würden, sich etwas luftiger zu bekleiden.

„Wie, es wird nochmal warm?“

Frl. Hasenclever war gerade über den sich anbahnenden Temperaturrückfallhochfall auf den Sommermodus informiert worden.

„Da sind auch für das Foto ja nochmal kurze Klamotten angesagt.“

„Japp, bei Ihnen. Bei mir also die Ganzjahreskleidung, nur mit ohne Jacke.“

„Hmmm, da muß ich mir ja nochmal die Haare an den Achseln und Beinen wachsen lassen.“ sinierte Frl. Hasenclever so vor sich hin.

Kann man so sehen...

Oder auch anders.

Ich war mir ja nicht sicher, ob es eine Bedeutung hat, aber plötzlich dachte ich an Tannenbäume: gerade Stämmchen mit vielen stacheligen Auswüchsen...

Muß wohl an der beginnenden Vorweihnachtszeit gelegen haben.



Samstag, 19. Januar 2019

Wie die Zeit vergeht

Letztes Jahr feierte das Musical "Starlight Express" sein dreißigjähriges Jubiläum in Bochum. Eine Reportage im Fernsehen machte mich darauf aufmerksam. Ich erinnerte mich daran, daß ich einst mit den Kollegen auch mal eine Vorstellung besucht hatte. Es müsste Anfang der Neunziger gewesen sein. Doch die alte Eintrittskarte belehrte mich eines Besseren:


heute vor 30 Jahren


War wohl dich schon etwas länger her. Ich war schon während der ersten Saison da. Auch als Eisenbahn-Fan ein Muß. Man beachte, daß damals noch die Anfahrt mit dem öffentlichen Personennahverkehr zumindest im dortigen Tarifverbund inklusive war.

Ich habe mir nicht die Mühe gemacht nachzuhalten, ob die Preisentwicklung mit der allgemeinen Inflationsrate im Einklang steht. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Eintrages (Juni 2018) hat exakt dieser Platz für eine normale Vorstellung - es gab zu dieser Zeit auch teurere Jubiläumsvorstellungen - an einem gewöhnlichen Donnerstag um 20 Uhr um die 90 Euro gekostet..

Die Vorstellung war seinerzeit für mich sehr beeindruckend. Dennoch möchte ich nicht nochmal dorthin. Die Show ist inzwischen mehrfach geändert worden. Sie ist in vielen Details nicht mehr dasselbe, wie in meinen Erinnerungen. Seinerzeit wurde die Musik außerdem noch live von einem Orchester gespielt. Ich weiß nicht, ob dies immer noch so ist.

Es mag sein, daß die aktuelle Aufführung ansprechender ist als die alte Variante. Aber ich will mir meine Erinnerungen nicht kaputt machen. Sie wären unwiederbringlich dahin.



Donnerstag, 17. Januar 2019

Das Leben steckt voller Risiken

Irgendwie wurde es zum Jahresende eng. Die zweitbeste Ehefrau von allen und ich hatten es nicht geschafft, einen anständigen Besuch auf dem örtlichen Weihnachtsmarkt zu machen. Ich bin ihm nur einmal nahe gewesen, als ich rein dienstlich ein bestimmtes Geschäft in der Neustädter Altstadt aufsuchen musste; allerdings war zu dieser Uhrzeit noch jeglicher Stand des Weihnachtsmarktes geschlossen. Die zweitbeste Ehefrau von allen hatte eine Getränkehütte anlässlich einer Geburtstagsfeier aufgesucht, musste aber anschließend zu einem ihrer Kurse aufbrechen und hatte so vom Weihnachtsmarkt auch nicht übertrieben viel mitbekommen.

Immerhin war es Sven zu verdanken, daß ich wenigstens meinen jährlichen Backfisch erhalten habe, denn den hat er mir in einer Mittagspause mitgebracht. Sechs Euro kostet das Teil in diesem Jahr und wird geführt auch immer kleiner. Es ist nicht mehr so wie früher, damals in der alten Heimat.
Nach Weihnachten zeigte die zweitbeste Ehefrau von allen gewisse Tendenzen zur Unruhe. An der Grenze vom späten Nachmittag zum frühen Abend scheuchte sie mich hoch und erklärte, mit mir unter Nutzung meiner uns beide zur Nutzung eines Nahverkehrszuges der Deutschen Bahn AG berechtigenden Dauerfahrkarte mittels eben jener Bahn nach Kurbad Grönau fahren zu wollen. Dort habe noch ein Weihnachtsmarkt geöffnet, welchen man aufgrund seiner zeitlichen Ausdehnung über Weihnachten hinaus einfach Wintermarkt nannte. Und just an diesem Tag sei auch noch die letzte Möglichkeit, bevor dem Markttreiben ein Ende gesetzt sein würde.

Als folgsamer Ehemann wuchtete ich meinen müden Leib hoch, warf mich in ausgehtaugliche Kleidung und machte mich eilends mit der zweitbesten Ehefrau von allen auf dem Weg, denn der nächste Zug sollte in Bälde den Haltepunkt Neustädter Ländchen verlassen, und wenn wir diesen verpassten, dann würde sich die Aktion auch nicht mehr lohnen, fährt die Bahn zu dieser Uhrzeit doch nur im Stundentakt.

In Kurbad Grönau angekommen fanden wir den Wintermarkt direkt und damit auch praktischerweise direkt in Bahnhofsnähe vor. Wir taten, was man auf einem solchen Markt eben so tut: Wir untersuchten die Fressbuden anwesende teilmobile Gastronomie auf Besonderheiten und schlugen auch angemessen und in nicht übertriebener Weise zu. Champignons und Poffertjes gehen immer.

An einem Stand, an dem belgische Pommes offeriert wurden, schnappten wir die Unterhaltung eines älteren Pärchens auf.

Sie: „Ich habe Lust auf Pommes. Willst du auch welche?“

Er: „Ich würde welche nehmen.“

Sie: „Eine große oder eine kleine Portion?“

Er: „Hmmm, ich weiß nicht. Was ist, wenn die hier nicht schmecken?“

Sie: „???“

Er: „Komm, lass uns nach Hause zu unserer Pommesbude fahren und da welche holen.“

Tja, was der Bauer nicht kennt… Die zweitbeste Ehefrau von allen und ich haben all unsere Mut zusammengenommen und es gewagt. No risk, no fun.

Und wir wurden belohnt.


Montag, 14. Januar 2019

Die Auswüchse einer fortgesetzten Ankündigung

Während ich mir noch eine die Frikadelle bebrütende Frl. Hasenclever vorstellte, kamen in unserer kleinen Runde einige Bedenken wegen möglicher geschmacklicher Auswirkungen desselben auf. Und natürlich verließen wir jetzt endgültig die Ebene jeglichen noch zu erahnenden Niveaus und begaben uns in das Kellergeschoss der männlichen Infantilität.

„Da habe ich ein Video.“ meldete sich Ludwig zu Wort.

„Iiiihhh, nicht das.“

Aha, Frl. Hasenclever war also schon im Bilde.

„Hier, gucken Sie mal."

Zur weiteren Darstellung des Geschehens und zur Erlangung weiterführenden Verständnisses in der Sache ist es nun an dem geduldigen Blogleser, sich das nachstehende Video anzusehen und zu verinnerlichen. Im Wesentlichen geht es um die Zeitrahmen vom Start bis zur 26. Sekunde. Der Rest ist für die weitere Handlung ohne Belang, kann aber durchaus zu Bildungszwecken weiter verfolgt werden.





Ich trat also an Ludwigs Schreibtisch und betrachtete die Videosequenz.

„Das ist ekelig.“ schallte Frl. Hasenclevers Stimme aus der von Ludwigs Büro aus nicht einsehbaren Seite der Kemenate zu uns herüber.

Ich warf einen kurzen Blick zu Ludwig.

„Meint sie jetzt die erste Geruchsprobe oder die zweite?“

Ludwig zuckte nur mit den Schultern, als eine Stimme aus dem Off zu vernehmen war.

„BEIDE!!!“

Ludwig und ich schauten uns ratlos schweigend an.

„UND IHR BRAUCHT EUCH JETZT NICHT SO ANZUSEHEN!!!“

Mich beschlich das Gefühl, daß da jemand im Umgang mit uns gewisse Erfahrungswerte aufweisen konnte.



Freitag, 11. Januar 2019

Die Fortsetzung einer Ankündigung

Wie wir uns hoffentlich erinnern hat Frau Schlüter, meine ehemalige Bachelorette, anlässlich ihres Einstandes angekündigt, aus zwei Kilo Hack Frikadellen für uns alle zu fabrizieren.

Eine Ankündigung, welche zunächst nur Raissa und mich zu einer gewissen Besorgnis verleitete. Nachdem wir einige verstörte Blicke ausgetauscht hatten und uns gegenseitig nochmal bestätigten, daß wir beide ganz klar die Zahl „Zwei“ im Zusammenhang mit „Kilo“ und „Hack“ verstanden hatten, beschloss ich, wie es meiner Verpflichtung als Seniorsachbearbeiter entspricht, meine Besorgnis dergestalt Ausdruck zu verleihen, als daß ich Frl. Hasenclever mit einbezog. Sie musste über wichtige dienstliche Begebenheiten informiert sein, und dies insbesondere natürlich, wenn sich Situationen anbahnen, welche Schwierigkeiten mit sich bringen könnten.

Kaum stand ich im Türrahmen ihrer Kemenate, stellte ich ihr die unmittelbar zuvor stattgefundenen Geschehnisse dar. Auch Ludwig, welcher sein Büro unmittelbar gegenüber von Frl. Hasenclevers Kemenate hat, bekam das sich ankündigende Grauen mit.

„Sollen wir ihr mal erklären, was wir an unserem Spieletag am Wochenende mit zwei Kilo Kräutermett machen?“

„Das inhalieren wir doch.“

Und da sind für höchstens zu fünft.“

Eigentlich sind wir ja maximal zu sechst, aber der aufmerksame Leser sollte wissen, daß Raissa kein rohes Fleisch verzehrt und deswegen anderweitig versorgt werden muß. Zum Beispiel mit Humus.

„Ich weiß jetzt ja nicht, ob die Frikadellen für den ganzen Fachbereich sein sollen oder nur für die Runde am Nachmittag. Aber auch da haben sich dieses Mal neun Personen angemeldet.“

Schweißperlen begannen sich auf meiner Stirn zu bilden.

„Ich kann ja eine für Sie retten und warmhalten.“

Ludwig hatte eine ergänzende Anregung zur Umsetzung.

„Ja, dann setzt sie sich einfach drauf.“ 

Was mag wohl rauskommen, wenn man eine Frikadelle bebrütet?



Dienstag, 8. Januar 2019

Eine Ankündigung

Während Frl. Hasenclever und Rebecca bei uns im kleinen gemütlichen Büro am Rande der Stadt, gemeinhin auch bekannt als die Höhle im Schicksalsberg, aus unterschiedlichen Gründen innehielten, stellte die Bachelorette eine für ihre weitere Integration in unserem Team sehr wichtige Frage:

„Sagen Sie mal, gibt es hier eigentlich Vegetarier?“

Bevor Raissa und ich auch nur Luft holen konnten, gab Rebecca die einzige richtige Antwort auf diese Frage: „Nein, Fleisch ist unser Gemüse.“ Eine Aussage, in der sie durch Frl. Hasenclever nach Kräften unterstützt wurde. Denn schließlich ist Fleisch bekanntlich eine streng biologische Veredelung von jeglichem Grünzeug, also quasi der finale verzehrbereite Zustand eines Gemüses.

„Das ist gut, denn dann werde ich zu meinem Einstand, wenn ich meine eigene Zuständigkeit bekomme, Frikadellen mitbringen. Selbstgemachte natürlich.“

Was ich als eine sehr gute Entscheidung empfunden habe.

„Mal sehen, ob ich das hinbekomme.“

Oh, da muß ich den Papabär in mir mal wieder rauslassen.

„Natürlich bekommen Sie das hin. Frikadellen kann man übrigens auch hervorragend im Ofen machen. Das stinkt nicht so und Sie sauen ihre neue Küche nicht so ein. Außerdem schaffen Sie so mehr auf einmal.“

„Habe ich ja noch nie gehört. Danke, das versuche ich dann mal.“

Nach diesem Geschehnis vergingen noch einige kurze Wochen, bis der große Tag da war: Nach monatelanger Arbeit, einem harten Sommer und einem ebensolchen Herbst entließ ich meine Bachelorette in die Wirklichkeit unseres Arbeitslebens. Sie würde den Arbeitsplatz sowie im Wesentlichen die Vorgänge von Frau Kuchenbäcker übernehmen, die nunmehr seit fast anderthalb Jahren erkrankt ist und mit deren Rückkehr bei uns niemand mehr rechnet.

Die Bachelorette verab…. Ähm, halt. So geht das nicht.

Da die Bachelorette seit Monaten keine solche mehr ist, schließlich hat sie ihre Prüfung schon seit dem Sommer in der Tasche, und nunmehr zu unserem festen Personalstamm zählt, ist es an der Zeit, ihr auch hier im Blog einen Namen zu geben. Ich taufe sie also feierlich auf den Namen „Frau Schlüter“. Irgendwie muß sie ja heißen, damit die Bezeichnung „Bachelorette“ hier auch mal wieder für einen neuen Schützling frei wird. Wenn denn mal wieder einer bei mir aufschlägt.

Frau Schlüter also verabschiedete sich am Freitag, nachdem sie ihren neuen Platz seit ein paar Tagen eingenommen hatte, mit den Worten, daß ich am Dienstag, wenn ich während der weiteren Inanspruchnahme von Resturlaubstagen des Jahres 2017 dennoch zum Spielenachmittag im Büro erscheinen werde, gefälligst Hunger mitzubringen habe. Sie gedenke ihr Versprechen wahrzumachen und uns mit Frikadellen zu versorgen.

Schon machte sich in mir der Gedanke an ein Frikadellengebirge breit, und auch Raissa bekam glänzende Augen.

„Ich werde zwei Kilo Hack verarbeiten.“

So sprach Frau Schlüter und entschwand in den Feierabend.

Raissa und ich sahen uns entgeistert an.

Zwei Kilo Hack. Frikadellen für eine zweistellige Zahl an Mitarbeitern. Darunter Frl. Hasenclever und Ludwig. Und ich natürlich. Den Ökoklaus wollen wir auch nicht vergessen. Das ist eine Herausforderung. Und und zwar für unsere Selbstbeherrschung, wenn jeder was bekommen soll.

Vermutlich werde ich wohl doch vorher einen größeren Imbiss zu mir nehmen.




Samstag, 5. Januar 2019

Kleine Randbemerkung - Universität

„Warum bin ich eigentlich früher nicht auf die Universität gegangen?“

„Weil du als Kind nicht mit dem Schulbus zum nächsten Gymnasium fahren wolltest.“

Ja, so war das wohl. Weiteres werden wir nie erfahren. Aber es bleibt auch diese Frage offen: Hätte man mit einer Interessenkombination von Mathematik und Geschichte etwas anderes als Lehrer werden können?



Dienstag, 1. Januar 2019

Ab und an

Das Abgrillen ist für 2018 erledigt. Silvester haben die Zweitbeste Ehefrau von allen und ich wieder mit Apfelpunsch und Grillzeug auf der Terrasse verbracht.






Irgendwie hakt es jetzt mit dem traditionellen Angrillen am Neujahrstag in 2019. Es sind keine Reste verfügbar.

Aber irgend etwas ist ja immer.