Aus der Auswahlliste der für diese Woche vorgesehenen Speisenfolge entschied sich die zweitbeste Ehefrau von allen für die Pizzasuppe als Angebot des Tages. Also schlurfte ich in die Küche, um die Produktion in Angriff zu nehmen. Ich begann voller Optimismus, vier Zwiebeln zu schälen und zu zerkleinern, hatte mir meine Angetraute doch unlängst erklärt, daß die Sorte, welche sich in unserem aktuellen Vorrat befände, nicht derart scharf sei, daß man ob ihrer Bearbeitung zu Tränen gerührt werden müsse.
Von wegen!
Während die zweitbeste Ehefrau von allen kürzlich ohne auch nur den Ansatz eines solchen salzhaltigen, selbstproduzierten Augenkullerchens mehrere Zwiebeln aus diesem Netz verzehrfertig aufarbeitete, war ich schon nach Häutung der ersten von vier Zwiebeln am Flennen wie ein Schlosshund. Warum kann man bei Zwiebeln nicht auch so vorgehen wie bei Kartoffeln und die Netze sortenrein und entsprechend beschriftet verkaufen? So kann ich zwar Gemüsezwiebeln von Schalotten, Frühlingszwiebeln und ordinären Speisezwiebeln unterscheiden, aber das war es dann auch. Das muß doch auch anders gehen? Oder würde dann keiner mehr die scharfen Teile kaufen? Das wäre doch die Chance für die anderen Sorten, groß rauszukommen.
Nun ja, nachdem ich das überstanden hatte, ließ ich die Zwiebeln mit dem Inhalt einer großen Dose der billigen, von Feinschmeckern verachteten drittklassigen Champignons anbraten. Während dessen schnitt ich 600 g Rindswürste, geeignet sind auch Cabanossi oder ähnliche Wurstwaren, in mundgerechte Stücke und gab diese zum Gemüse.
Als nächstes stellte sich die Frage, ob ich mein knallgelbes Polohemd der Gefahr von Tomatensaftspritzern aussetzen sollte oder nicht. Ich entschied mich für die Variante „oder nicht“ und entledigte mich des Teils. Eine Schürze hätte ja auch die Ärmel und weitere Teile der Oberfläche nicht bedeckt, und ein Ganzkörperkondom haben wir auch nicht vorrätig. Also lieber nichts riskieren und die Nachbarin von nebenan aus dem ersten Stock feuchte Augen kriegen lassen, denn von deren Wohnzimmer aus ist ein Blick in unsere Küche durchaus ungebremst möglich.
Als wir noch in unserer alten Wohnung ansässig waren, hat uns ein solcher Blick, hier allerdings von Küche zu Küche, auch mal feuchte Augen bekommen lassen; allerdings handelte es sich eher um Lachtränen. Ein grünes, aber doch eher dem mächtigen Hulk ziemlich unähnlich sehendes Etwas stand dort am Fenster herum und erledigte dort haushaltstechnische Dinge. Frau Nachbarin hatte sich eine grüne Gesichtsmaske aufgetragen und die wohl noch duschfeuchten Haare mittels eines Turbans hochragend gesichert. Wie gut, daß meine Angetraute das nicht macht. Zumindest nicht das mit dem grünen Gesicht. Oder wenigstens so lange ich nicht anwesend bin und ich es damit nicht besser weiß. Was mich jetzt aber wiederum daran erinnert, wie ich mal in einer Sauna von ihr genötigt wurde, mich mit so einem Zeug in verschiedenen Brauntönen einzukleistern. Wie kann frau sich so etwas nur regelmäßig antun?
Wo war ich stehen geblieben? Tomaten! Es ist doch immer wieder interessant, wie man sich in anderen Themen verlieren kann…
Jedenfalls löschte ich die im Topf vor sich hin schmorende Masse mit 4 Paketen (zu jeweils 500 ml) passierten Tomaten ab und gab etwas Zucker, Salz und frisch gemahlenen Pfeffer hinzu. Zur weiteren geschmacklichen Aufbesserung gab es noch etwas Gemüsesuppenpulver sowie einige Löffel Pizzagewürz oben drauf. Bei dem Pizzagewürz kann es sich um eine handelsübliche Gewürzmischung oder selbst zusammengestellte, als hinreichend bekannt vorausgesetzte italienische Kräuter handeln. Nun ließ ich alles etwas köcheln und bereitete zwei Bund Frühlingszwiebeln zur weiteren Verwendung vor. Diese gab ich ebenfalls in die Suppe und ließ selbige weitere 15 Minuten weiterköcheln. Nochmal abschmecken und fertig.
Da eine Pizza ohne Käse nicht vorstellbar ist verwandelte meine Angetraute weite Teile des hier noch vorrätigen Goudastücks in Würfel, um diese dann auf den Tellern zur Suppe bzw. auf diese geben zu können. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß es machbar wäre, nicht nur Käse auf die Suppe zu legen, sondern auch Ananas- oder Thunfischstücke. Und wenn man zufällig noch Hefeteig übrig hat und diesen auf ein Backblech verteilen würde, könnte man noch vorhandene Suppenreste durchaus…
Unverzichtbar ist natürlich die Tomatenbasis. Diese Selbstverständlichkeit erwähne ich jetzt nur, um einen Schlenker (gut, der kommt jetzt mit dem Holzhammer, habe ich selbst gemerkt) zu meiner Oma machen zu können. Die hat die Sache mit der Unverzichtbarkeit der Tomaten bzw. der Tomatensauce auf einer Pizza nämlich nie verstanden. Sie hätte Pizza ja an sich sehr gerne gegessen, wenn da „nicht immer diese blöde Tomatensauce drauf wäre“. In einem Restaurant konnte sie nur mit äußerster Mühe davon abgehalten werden, Pizza ohne Tomatensauce zu bestellen. Stattdessen gab es für sie von jetzt an in einem Restaurant stets Toast Hawaii. Immer und ohne Ausnahme. Weil da die Tomatensauce fehlt. Und die Zwiebeln, denn die gingen auch gaaaaaar nicht bei ihr. Zumindest, wenn sie wusste, daß welche im Essen waren. Ansonsten aber schon. Ist halt so eine Sache mit dem guten Geschmack.
Und damit sind wir wieder bei der Suppe. Die ist nämlich lecker und ich würde sie auch wieder so essen. Die Wurstmengen lassen sich natürlich noch dem eigenen Geschmack anpassen.
Und hier die Zutatenliste, wie immer für eine Mehrtagesportion:
4 Zwiebeln
600 g Rindswurst oder Cabanossi
1 große Dose Champignons
2 Bund Frühlingszwiebeln
2 l passierte Tomaten
5 Peperoni (habe ich beim Kochen tatsächlich vergessen)
Gemüsesuppenpulver o. ä.
Pizzagewürz oder entsprechende Kräuter
Salz
Pfeffer
Zucker
Käse nach Belieben, aber immer reichlich