Sonntag, 31. Januar 2021

Sie ist wie sie ist

Die Zeit verging, und wie üblich selten geworden arbeiteten Tanja, Rebecca und ich ruhig vor uns hin. Das Radio dudelte. Ich glaube, das steht seit Anbeginn meiner Zeiten hier in der Höhle im Schicksalsberg an diesem Platz, aber es lief so gut wie nie. Zumindest seit Mandy nicht mehr hier im Raum sitzt. Erst seit den Zeitpunkt als es darum ging, einen orangefarbenen Hamster aus seinem Bau zu entfernen, hatte ich es wieder regelmäßig in Betrieb genommen. Tatsächlich in erster Linie wegen der Nachrichten und weniger wegen der Musik. Immerhin gibt es diesen unsäglichen Gute-Laune-Moderator nicht mehr. Wohl aber wird weiterhin dieses Lied aus der Hölle gespielt. Und dieses nicht minder schlimme, in meinen Ohren tatsächlich Schmerz verursachende Lied auch: *klick mich*

Dabei durfte ich dann auch feststellen, dass meine Mitmenschen augenscheinlich auch in hochbrisanten Zeiten nicht so wirklich an aktueller Berichterstattung interessiert sind, denn fast immer wenn sich eine mutmaßlich interessante Meldung ankündigte, stand irgend jemand an meinem Tisch und hat mich angetextet, klingelte ein Telefon anhaltend, fing ein Drucker an zu arbeiten (seit Einführung des doppelseitigen Drucks bei uns wurde das noch zeitintensiver als vorher) oder aber es fuhr ein extra langer Güterzug vorbei. Mit Gegenverkehr. Die Welt und ich – zwei Dinge, die wohl nie so richtig zusammenkommen.

Wenn wir aber schon beim Stichwort „kommen“ sind: Es kam wie es kommen musste. In Form von Frau Schlüter, welche uns auf dem Weg irgendwohin freundlicher Weise eben die Tageszeit sagen wollte.

„Oh, Sie haben ja jetzt Ihr Radio an.“

Rebecca mischte sich direkt ein.

„So ohne Radio geht es doch hier nicht. Ich habe das auch immer an.“

Doch, geht es wohl. Aber damit gehöre ich wohl auch zu einer aussterbenden Art. Denn missen kann ich es im Büro durchaus auch weiterhin.

„Bei uns unten warte ich auch immer sehnsüchtig, bis es viertel vor vier ist. Dann mache ich es bei mir auch endlich an.“

Klar, Frau Schlüter arbeitet ja auch mit Kundenverkehr. Da ist das mit dem Radio natürlich eher schlecht. Und zur genannten Uhrzeit ist die Kundschaft weg. Da kümmert sich Frau Schlüter um den deutlich wichtigeren Teilaspekt ihrer Funktion: dem Führen der Statistiken.

„Letztens habe ich, als alle weg waren, mal so richtig aufgedreht und zu Wolfgang Petri Headbanging gemacht.“

Was bestimmt mit der Mähne durchaus eindrucksvoll ausgesehen haben dürfte.

„Da kam auf einmal Herr Holzmann rein und wollte sich auf dem Weg nach draußen eben noch verabschieden. Der hat entgegen seiner sonstigen Gewohnheit nur kurz ‚Tschüss‘ gesagt und ist dann abgezogen. Jetzt denkt er bestimmt, dass ich vollkommen durchgeknallt bin.“

Irgendwie ein naheliegender Gedanke...



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