Mittwoch, 30. Januar 2019

Ausfalltag

In halbwegs erträglicher Arbeitslaune betrat ich das kleine, gemütliche Büro am Rande der Stadt, versorgte mich und andere auf dem Weg entlang der Postfächer vorbei mit Arbeit und erreichte letztendlich die Höhle im Schicksalsberg. Noch war ich allein, denn meistens bin ich morgens der erste Anwesende.

So begann die übliche Morgenroutine. Ich schaltete den PC an und ließ ihn hochfahren. Bis zur Herstellung der endgültigen Arbeitsbereitschaft, vorbei an allen Zwischenschritten und Passwortkontrollen, würde das etwa sieben bis acht Minuten in Anspruch nehmen. Während dessen galt es die Höhlenfenster aufzureißen, um den Mief des vorherigen Tages in die sicherlich verdiente Freiheit zu entlassen. Als netter Mitarbeiter begab ich mich wie meistens in Frl. Hasenclevers Kemenate, um hier desgleichen zu tun, oft gefolgt von Ludwigs Büro. Hier würden die geöffneten Fenster schließlich für einen ausreichenden Luftzug sorgen.

Der nächste Gang führte mich gewohnheitsmäßig in die Teeküche. Hier harrte ein Heißwasserboiler darauf, vor mir in Betrieb gesetzt zu werden. Beim Einlaufen des Wassers konnte ich schon die kleinen Knusperchen entdecken, die zahlreichen gelösten Kalkreste, welche mir die Lust auf Tee schon wieder vermiesten. Nö, lass mal. Heute würde es Wasser aus Flaschen geben.

Wieder zurück an meinem Schreibtisch bemerkte ich Ungewöhnliches. Eine Warnmeldung prangte auf dem Monitor. Das Gerät war nicht arbeitsfähig, es fehlte an Verbindung. Nun denn, so etwas kommt schon mal vor. Also alles wieder auf Anfang. Computer neu starten? Ja bitte!


Schlechte Vorzeichen


Gleiches Ergebnis. Ich kam noch nicht mal auf meinen Desktop. Damit fehlte mir die Zugriff auf die allseits bekannten Büroanwendungen des bekannten Markenherstellers Winzigweich als auch auf das MIST*) sowie das damit verbundene VATeR*)-System. Ich war von jeglichen technischen Unterstützungen abgeschnitten.

Nun denn. Ich fange meinen Dienst bekanntlich regelmäßig vor der frühest möglichen offiziellen Arbeitszeit an. Vielleicht waren die Bereitstellungen aus Bad Husten jetzt noch nicht soweit. Und noch konnte ich mich ohne elektronische Unterstützung bis zu einem bestimmten Punkt des Tagesgeschäftes durchaus sinnvoll beschäftigen, indem ich meine Post sortierte und die entsprechenden Akten beizog. Es lebe das noch nicht papierlose Büro. Voll Oldschool, aber allzeit bereit.

Das Telefon klingelte. Der Name des Kollegen Maus aus Indien, also von der anderen Seite des Ganges, prangte auf dem kleinen Display. Ich nahm den Anruf direkt mit den Worten „Ich kann auch nicht arbeiten.“ entgegen. Alles klar, ich bin nicht der einzige Betroffene. Den User-Helpdesk kann ich noch nicht informieren, da dieser zur eben jetzigen Uhrzeit und voraussichtlich für eine weitere Stunde noch unbesetzt ist.

Nach und nach trudelten die Kollegen ein. Während die Ebene der Sachbearbeiter und höher noch teilweise ohne PC arbeiten kann und zum Beispiel die Arbeit der Assistenten vom Vortag prüft, läuft auf eben dieser Ebene so gut wie nichts mehr ohne den Rechner. Willkommen in der schönen neuen Welt. Irgendwann erreichte uns die Nachricht aus Indien, daß unsere gesamte Außenstelle von der Störung betroffen sei. Und zwar nur unsere Außenstelle. Beim Rest des LASA lief alles wie es laufen sollte. Der User-Helpdesk habe von sich aus bereits versucht, einen gewissen Herrn Dr. Strebsinger zu erreichen und diesen zu informieren. Der jüngere Kollege, welcher den Anruf entgegengenommen hatte, wusste mit diesem Namen nichts mehr anzufangen. Kein Wunder, hatte Dr. Strebsinger doch schon Anno 2015 das Handtuch geworfen und sich anderen Ortes verbeamten lassen, ebenso wie aktuell Frau Schubert als seine Nachfolgerin selbiges nach nur drei Jahren auch getan hatte. Bei unserer Fluktuation erschien es offensichtlich nicht besonders wichtig zu sein, Namensverzeichnisse auf dem Laufenden zu halten.

Irgendwann kamen auch die sachbearbeitenden Kollegen an den Punkt, an dem sie ihrer papiergebundenen Arbeit nicht weiter nachgehen konnten und nun zwingend die EDV benötigten. So sammelte man sich in meinem strategisch günstig gelegenen Büro. Natürlich konnte ich die Gemüter durch einen beherzten Griff in meinen Notfallschrank davon überzeugen, daß wir uns im Fall des schlimmsten Falles den ganzen restlichen Tag über sinnvoll nicht im Sinne unseren Arbeitgebers beschäftigen können würden. Doch Langeweile könnten wir eindeutig vermeiden. Im Notfallschrank befand sich nämlich auch der Karton mit der klassischen Spielesammlung, welche extra für solche Situationen von mir bereitgehalten wurde. Natürlich nur als teambildende Maßnahme. Das versteht sich ja wohl von selbst.


Ein vielversprechender Karton, gefüllt mit Nostalgie


Während wir die jahrelang nicht mehr in Anspruch genommene Sammlung auf Vollständigkeit inspizierten, insbesondere auch um die wichtige Frage zu klären, ob das enthaltene Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel denn auch in der Variante für sechs Personen vorliegen würde, erschien Frau von Weißenfels in der Höhle im Schicksalsberg. Frau Henriette von Weißenfels ist ihres Zeichens unsere neue Außenstellenleiterin und hatte just an jenem Tag auch direkt den ersten Tag, an dem sie allein und ohne Frau Schuberts Hilfe zurechtkommen musste. Aufgrund von Frl. Hasenclevers Abwesenheit war ich der erste Ansprechpartner für sie in unserem Fachbereich. Man stelle sich das Bild vor: Die neue Außenstellenleitung kommt erstmals in mein Büro und findet die Kollegen und mich in einer Spielesammlung vertieft vor. Wo ist die versteckte Kamera?



Die Klassiker


Wir erörterten kurz die Umstände des Systemausfalls. Oder auch nicht, denn diese waren noch nicht bekannt. Mir wurde die Befugnis erteilt, die Kollegen auf deren Wunsch hin bis zu einer gewissen Mindestzahl Anwesenheitspflichtiger auf eigenes Zeitguthaben nach Hause entlassen zu dürfen, sofern dies gewünscht sei. Der Rest würde dann wohl bleiben müssen um aufzupassen, daß niemand die Telefone klaut. Letztendlich flohen nur unsere anwesenden Telearbeiter in Richtung Homeoffice, denn wie man mittlerweile erfahren hatte, zeigte sich die EDV auch dort in betriebsbereitem Zustand. Außerdem gab ich, als Frau von Weißenfels mich nach der Stimmung im Bereich befragte, mit einem gewissen Grinsen im Gesicht bekannt, daß es mir durchaus eine gewisse Sorge bereite, daß kaum daß sie das Kommando hier übernommen habe alles direkt zusammenzubrechen schien.

Anschließend klärten die verbliebenen Kollegen die wichtige Frage, um welches Spiel es sich denn bei einem von mir hervorgezaubertem Spielbrett handeln würde, welches in den klassischen Spielesammlungen üblicher Weise nicht aufzufinden sei und auch nicht zu dieser gehörig war, denn ich hatte es aus Platzgründen einst selbst hinzugefügt. Während unsere jungen Leute unterhalb von vierzig Lenzen sowie jene Kollegen, welche ihre Herkunft au dem Osten der Republik herleiten konnten, nicht mal eine Ahnung hatten, um was es ging, zeigten sich die Ü-40-West-Kollegen durchaus informiert.



Ein Spiel mit Witz - Malefiz. Wer spielt es noch?


Es handelte sich um das gute, alte Malefiz. Wieder kam ich mir steinalt vor.

Bevor wir uns diesem letzten Mittel an Beschäftigungstherapie zuwenden würden, gab es noch einige Verzweiflungsaktionen. Ich warf einen Blick auf meine Tastatur und stellte fest, daß sie im Laufe der letzten Jahre, also an sich seit sie als Neulieferung bei mir in Verwendung ist, gewisse Zeichen höchstpersönlicher Hinterlassenschaften meiner selbst aufgenommen hatte. Mit anderen Worten: Sie war pottdreckig.



Frisch auf zu neuen Taten - mit uralten Brillenputztüchern


Also einmal wenden, Krümel rausschütteln, ein Brillenputztuch (oder auch mehrere) bereitlegen, eines davon zur Hand nehmen und anfangen, das Ding mal wieder aufzupolieren. Da dies niemand anderes bei uns macht, gehört dies also auch zu meinen unausgesprochenen dienstlichen Obliegenheiten. Das Ergebnis zeigte sich nicht in Perfektion, stellte aber dennoch eine deutliche Verbesserung des Ist-Zustandes in Annäherung an den Soll-Zustand dar.



***würg***


Inzwischen war der halbe Arbeitstag vorbei. Es verbreitete sich die Information, dass bei Bauarbeiten anscheinend ein Kabel gekappt worden sein soll. Man arbeite an einer Reparatur.

Frau von Weißenfels wanderte durch die Gänge und hielt ein ansehnliches Körbchen in der Hand. Süßigkeiten Nervennahrung für alle. Prima, so kann man arbeiten den Tag verbringen. 



Keine Werbung, es gab auch Duplo, Hanuta, Mars, Schokobons u. v. a. m.



So kam schließlich der große Moment: Eine Stunde vor dem frühest möglichen Ende der zwingend erforderlichen Anwesenheitszeit war das Kabel geflickt. Also galt es eben noch, die vorgeprüften Akten an der EDV freizugeben bzw. sie im Falle einer fehlerhaft aufgestellten Entscheidungsvorlage an den Aufsteller in VATeR als zurück an Absender einzutragen.

Feierabend. Hat gereicht.

Und wir hatten doch nicht gespielt. Verdammt.



Samstag, 26. Januar 2019

Abschiedsvorbereitungen

Es war noch das Jahr 2018.

Wie wir uns eventuell erinnern, hat Frau Schubert ihren Dienst beim LASA quittiert. Natürlich sollte es noch eine Ausstandsfeier geben. Zu diesem Anlass wollten wir dafür Sorge tragen, daß wir bei ihr doch in anhaltender Erinnerung verbleiben würden. Unser außenstelleneigener Presse- und Öffentlichkeitsbeauftragter hatte vor, anlässlich des besonderen Ereignisses an der Außentreppe zum Erdgeschoss unserer Außenstelle fotografische Aufnahmen der Angehörigen der einzelnen Fachbereiche des Hauses im Rudelformat anzufertigen.

Obwohl das Jahr schon fortgeschritten und der glühend heiße Sommer von einigen kühleren Herbsttagen verdrängt war, kündigte der Wetterbericht für den vorgesehenen Außentermin nochmal respektable sommerlich Temperaturen an, welche unsere Damen wohl dazu verleiten würden, sich etwas luftiger zu bekleiden.

„Wie, es wird nochmal warm?“

Frl. Hasenclever war gerade über den sich anbahnenden Temperaturrückfallhochfall auf den Sommermodus informiert worden.

„Da sind auch für das Foto ja nochmal kurze Klamotten angesagt.“

„Japp, bei Ihnen. Bei mir also die Ganzjahreskleidung, nur mit ohne Jacke.“

„Hmmm, da muß ich mir ja nochmal die Haare an den Achseln und Beinen wachsen lassen.“ sinierte Frl. Hasenclever so vor sich hin.

Kann man so sehen...

Oder auch anders.

Ich war mir ja nicht sicher, ob es eine Bedeutung hat, aber plötzlich dachte ich an Tannenbäume: gerade Stämmchen mit vielen stacheligen Auswüchsen...

Muß wohl an der beginnenden Vorweihnachtszeit gelegen haben.



Samstag, 19. Januar 2019

Wie die Zeit vergeht

Letztes Jahr feierte das Musical "Starlight Express" sein dreißigjähriges Jubiläum in Bochum. Eine Reportage im Fernsehen machte mich darauf aufmerksam. Ich erinnerte mich daran, daß ich einst mit den Kollegen auch mal eine Vorstellung besucht hatte. Es müsste Anfang der Neunziger gewesen sein. Doch die alte Eintrittskarte belehrte mich eines Besseren:


heute vor 30 Jahren


War wohl dich schon etwas länger her. Ich war schon während der ersten Saison da. Auch als Eisenbahn-Fan ein Muß. Man beachte, daß damals noch die Anfahrt mit dem öffentlichen Personennahverkehr zumindest im dortigen Tarifverbund inklusive war.

Ich habe mir nicht die Mühe gemacht nachzuhalten, ob die Preisentwicklung mit der allgemeinen Inflationsrate im Einklang steht. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Eintrages (Juni 2018) hat exakt dieser Platz für eine normale Vorstellung - es gab zu dieser Zeit auch teurere Jubiläumsvorstellungen - an einem gewöhnlichen Donnerstag um 20 Uhr um die 90 Euro gekostet..

Die Vorstellung war seinerzeit für mich sehr beeindruckend. Dennoch möchte ich nicht nochmal dorthin. Die Show ist inzwischen mehrfach geändert worden. Sie ist in vielen Details nicht mehr dasselbe, wie in meinen Erinnerungen. Seinerzeit wurde die Musik außerdem noch live von einem Orchester gespielt. Ich weiß nicht, ob dies immer noch so ist.

Es mag sein, daß die aktuelle Aufführung ansprechender ist als die alte Variante. Aber ich will mir meine Erinnerungen nicht kaputt machen. Sie wären unwiederbringlich dahin.



Donnerstag, 17. Januar 2019

Das Leben steckt voller Risiken

Irgendwie wurde es zum Jahresende eng. Die zweitbeste Ehefrau von allen und ich hatten es nicht geschafft, einen anständigen Besuch auf dem örtlichen Weihnachtsmarkt zu machen. Ich bin ihm nur einmal nahe gewesen, als ich rein dienstlich ein bestimmtes Geschäft in der Neustädter Altstadt aufsuchen musste; allerdings war zu dieser Uhrzeit noch jeglicher Stand des Weihnachtsmarktes geschlossen. Die zweitbeste Ehefrau von allen hatte eine Getränkehütte anlässlich einer Geburtstagsfeier aufgesucht, musste aber anschließend zu einem ihrer Kurse aufbrechen und hatte so vom Weihnachtsmarkt auch nicht übertrieben viel mitbekommen.

Immerhin war es Sven zu verdanken, daß ich wenigstens meinen jährlichen Backfisch erhalten habe, denn den hat er mir in einer Mittagspause mitgebracht. Sechs Euro kostet das Teil in diesem Jahr und wird geführt auch immer kleiner. Es ist nicht mehr so wie früher, damals in der alten Heimat.
Nach Weihnachten zeigte die zweitbeste Ehefrau von allen gewisse Tendenzen zur Unruhe. An der Grenze vom späten Nachmittag zum frühen Abend scheuchte sie mich hoch und erklärte, mit mir unter Nutzung meiner uns beide zur Nutzung eines Nahverkehrszuges der Deutschen Bahn AG berechtigenden Dauerfahrkarte mittels eben jener Bahn nach Kurbad Grönau fahren zu wollen. Dort habe noch ein Weihnachtsmarkt geöffnet, welchen man aufgrund seiner zeitlichen Ausdehnung über Weihnachten hinaus einfach Wintermarkt nannte. Und just an diesem Tag sei auch noch die letzte Möglichkeit, bevor dem Markttreiben ein Ende gesetzt sein würde.

Als folgsamer Ehemann wuchtete ich meinen müden Leib hoch, warf mich in ausgehtaugliche Kleidung und machte mich eilends mit der zweitbesten Ehefrau von allen auf dem Weg, denn der nächste Zug sollte in Bälde den Haltepunkt Neustädter Ländchen verlassen, und wenn wir diesen verpassten, dann würde sich die Aktion auch nicht mehr lohnen, fährt die Bahn zu dieser Uhrzeit doch nur im Stundentakt.

In Kurbad Grönau angekommen fanden wir den Wintermarkt direkt und damit auch praktischerweise direkt in Bahnhofsnähe vor. Wir taten, was man auf einem solchen Markt eben so tut: Wir untersuchten die Fressbuden anwesende teilmobile Gastronomie auf Besonderheiten und schlugen auch angemessen und in nicht übertriebener Weise zu. Champignons und Poffertjes gehen immer.

An einem Stand, an dem belgische Pommes offeriert wurden, schnappten wir die Unterhaltung eines älteren Pärchens auf.

Sie: „Ich habe Lust auf Pommes. Willst du auch welche?“

Er: „Ich würde welche nehmen.“

Sie: „Eine große oder eine kleine Portion?“

Er: „Hmmm, ich weiß nicht. Was ist, wenn die hier nicht schmecken?“

Sie: „???“

Er: „Komm, lass uns nach Hause zu unserer Pommesbude fahren und da welche holen.“

Tja, was der Bauer nicht kennt… Die zweitbeste Ehefrau von allen und ich haben all unsere Mut zusammengenommen und es gewagt. No risk, no fun.

Und wir wurden belohnt.


Montag, 14. Januar 2019

Die Auswüchse einer fortgesetzten Ankündigung

Während ich mir noch eine die Frikadelle bebrütende Frl. Hasenclever vorstellte, kamen in unserer kleinen Runde einige Bedenken wegen möglicher geschmacklicher Auswirkungen desselben auf. Und natürlich verließen wir jetzt endgültig die Ebene jeglichen noch zu erahnenden Niveaus und begaben uns in das Kellergeschoss der männlichen Infantilität.

„Da habe ich ein Video.“ meldete sich Ludwig zu Wort.

„Iiiihhh, nicht das.“

Aha, Frl. Hasenclever war also schon im Bilde.

„Hier, gucken Sie mal."

Zur weiteren Darstellung des Geschehens und zur Erlangung weiterführenden Verständnisses in der Sache ist es nun an dem geduldigen Blogleser, sich das nachstehende Video anzusehen und zu verinnerlichen. Im Wesentlichen geht es um die Zeitrahmen vom Start bis zur 26. Sekunde. Der Rest ist für die weitere Handlung ohne Belang, kann aber durchaus zu Bildungszwecken weiter verfolgt werden.





Ich trat also an Ludwigs Schreibtisch und betrachtete die Videosequenz.

„Das ist ekelig.“ schallte Frl. Hasenclevers Stimme aus der von Ludwigs Büro aus nicht einsehbaren Seite der Kemenate zu uns herüber.

Ich warf einen kurzen Blick zu Ludwig.

„Meint sie jetzt die erste Geruchsprobe oder die zweite?“

Ludwig zuckte nur mit den Schultern, als eine Stimme aus dem Off zu vernehmen war.

„BEIDE!!!“

Ludwig und ich schauten uns ratlos schweigend an.

„UND IHR BRAUCHT EUCH JETZT NICHT SO ANZUSEHEN!!!“

Mich beschlich das Gefühl, daß da jemand im Umgang mit uns gewisse Erfahrungswerte aufweisen konnte.



Freitag, 11. Januar 2019

Die Fortsetzung einer Ankündigung

Wie wir uns hoffentlich erinnern hat Frau Schlüter, meine ehemalige Bachelorette, anlässlich ihres Einstandes angekündigt, aus zwei Kilo Hack Frikadellen für uns alle zu fabrizieren.

Eine Ankündigung, welche zunächst nur Raissa und mich zu einer gewissen Besorgnis verleitete. Nachdem wir einige verstörte Blicke ausgetauscht hatten und uns gegenseitig nochmal bestätigten, daß wir beide ganz klar die Zahl „Zwei“ im Zusammenhang mit „Kilo“ und „Hack“ verstanden hatten, beschloss ich, wie es meiner Verpflichtung als Seniorsachbearbeiter entspricht, meine Besorgnis dergestalt Ausdruck zu verleihen, als daß ich Frl. Hasenclever mit einbezog. Sie musste über wichtige dienstliche Begebenheiten informiert sein, und dies insbesondere natürlich, wenn sich Situationen anbahnen, welche Schwierigkeiten mit sich bringen könnten.

Kaum stand ich im Türrahmen ihrer Kemenate, stellte ich ihr die unmittelbar zuvor stattgefundenen Geschehnisse dar. Auch Ludwig, welcher sein Büro unmittelbar gegenüber von Frl. Hasenclevers Kemenate hat, bekam das sich ankündigende Grauen mit.

„Sollen wir ihr mal erklären, was wir an unserem Spieletag am Wochenende mit zwei Kilo Kräutermett machen?“

„Das inhalieren wir doch.“

Und da sind für höchstens zu fünft.“

Eigentlich sind wir ja maximal zu sechst, aber der aufmerksame Leser sollte wissen, daß Raissa kein rohes Fleisch verzehrt und deswegen anderweitig versorgt werden muß. Zum Beispiel mit Humus.

„Ich weiß jetzt ja nicht, ob die Frikadellen für den ganzen Fachbereich sein sollen oder nur für die Runde am Nachmittag. Aber auch da haben sich dieses Mal neun Personen angemeldet.“

Schweißperlen begannen sich auf meiner Stirn zu bilden.

„Ich kann ja eine für Sie retten und warmhalten.“

Ludwig hatte eine ergänzende Anregung zur Umsetzung.

„Ja, dann setzt sie sich einfach drauf.“ 

Was mag wohl rauskommen, wenn man eine Frikadelle bebrütet?



Dienstag, 8. Januar 2019

Eine Ankündigung

Während Frl. Hasenclever und Rebecca bei uns im kleinen gemütlichen Büro am Rande der Stadt, gemeinhin auch bekannt als die Höhle im Schicksalsberg, aus unterschiedlichen Gründen innehielten, stellte die Bachelorette eine für ihre weitere Integration in unserem Team sehr wichtige Frage:

„Sagen Sie mal, gibt es hier eigentlich Vegetarier?“

Bevor Raissa und ich auch nur Luft holen konnten, gab Rebecca die einzige richtige Antwort auf diese Frage: „Nein, Fleisch ist unser Gemüse.“ Eine Aussage, in der sie durch Frl. Hasenclever nach Kräften unterstützt wurde. Denn schließlich ist Fleisch bekanntlich eine streng biologische Veredelung von jeglichem Grünzeug, also quasi der finale verzehrbereite Zustand eines Gemüses.

„Das ist gut, denn dann werde ich zu meinem Einstand, wenn ich meine eigene Zuständigkeit bekomme, Frikadellen mitbringen. Selbstgemachte natürlich.“

Was ich als eine sehr gute Entscheidung empfunden habe.

„Mal sehen, ob ich das hinbekomme.“

Oh, da muß ich den Papabär in mir mal wieder rauslassen.

„Natürlich bekommen Sie das hin. Frikadellen kann man übrigens auch hervorragend im Ofen machen. Das stinkt nicht so und Sie sauen ihre neue Küche nicht so ein. Außerdem schaffen Sie so mehr auf einmal.“

„Habe ich ja noch nie gehört. Danke, das versuche ich dann mal.“

Nach diesem Geschehnis vergingen noch einige kurze Wochen, bis der große Tag da war: Nach monatelanger Arbeit, einem harten Sommer und einem ebensolchen Herbst entließ ich meine Bachelorette in die Wirklichkeit unseres Arbeitslebens. Sie würde den Arbeitsplatz sowie im Wesentlichen die Vorgänge von Frau Kuchenbäcker übernehmen, die nunmehr seit fast anderthalb Jahren erkrankt ist und mit deren Rückkehr bei uns niemand mehr rechnet.

Die Bachelorette verab…. Ähm, halt. So geht das nicht.

Da die Bachelorette seit Monaten keine solche mehr ist, schließlich hat sie ihre Prüfung schon seit dem Sommer in der Tasche, und nunmehr zu unserem festen Personalstamm zählt, ist es an der Zeit, ihr auch hier im Blog einen Namen zu geben. Ich taufe sie also feierlich auf den Namen „Frau Schlüter“. Irgendwie muß sie ja heißen, damit die Bezeichnung „Bachelorette“ hier auch mal wieder für einen neuen Schützling frei wird. Wenn denn mal wieder einer bei mir aufschlägt.

Frau Schlüter also verabschiedete sich am Freitag, nachdem sie ihren neuen Platz seit ein paar Tagen eingenommen hatte, mit den Worten, daß ich am Dienstag, wenn ich während der weiteren Inanspruchnahme von Resturlaubstagen des Jahres 2017 dennoch zum Spielenachmittag im Büro erscheinen werde, gefälligst Hunger mitzubringen habe. Sie gedenke ihr Versprechen wahrzumachen und uns mit Frikadellen zu versorgen.

Schon machte sich in mir der Gedanke an ein Frikadellengebirge breit, und auch Raissa bekam glänzende Augen.

„Ich werde zwei Kilo Hack verarbeiten.“

So sprach Frau Schlüter und entschwand in den Feierabend.

Raissa und ich sahen uns entgeistert an.

Zwei Kilo Hack. Frikadellen für eine zweistellige Zahl an Mitarbeitern. Darunter Frl. Hasenclever und Ludwig. Und ich natürlich. Den Ökoklaus wollen wir auch nicht vergessen. Das ist eine Herausforderung. Und und zwar für unsere Selbstbeherrschung, wenn jeder was bekommen soll.

Vermutlich werde ich wohl doch vorher einen größeren Imbiss zu mir nehmen.




Samstag, 5. Januar 2019

Kleine Randbemerkung - Universität

„Warum bin ich eigentlich früher nicht auf die Universität gegangen?“

„Weil du als Kind nicht mit dem Schulbus zum nächsten Gymnasium fahren wolltest.“

Ja, so war das wohl. Weiteres werden wir nie erfahren. Aber es bleibt auch diese Frage offen: Hätte man mit einer Interessenkombination von Mathematik und Geschichte etwas anderes als Lehrer werden können?



Dienstag, 1. Januar 2019

Ab und an

Das Abgrillen ist für 2018 erledigt. Silvester haben die Zweitbeste Ehefrau von allen und ich wieder mit Apfelpunsch und Grillzeug auf der Terrasse verbracht.






Irgendwie hakt es jetzt mit dem traditionellen Angrillen am Neujahrstag in 2019. Es sind keine Reste verfügbar.

Aber irgend etwas ist ja immer.