Das Gebäude, in dem sich unsere LASA-Außenstelle befindet, verfügt bekanntlich weder über eine Klima- noch über eine Belüftungsanlage. Es muß nach Feierabend nahezu hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt werden. Kein Fenster darf über Nacht oder am Wochenende auch nur auf Klappe geöffnet bleiben. Aus durchaus nachvollziehbaren Gründen der Sicherheit.
Dies führt zwangsläufig morgens zu einem Atmosphäreschock. Stickige, warme Luft allen Ortes innerhalb der heiligen Mauern. Nicht nur im Sommer. Die will erst mal beseitigt werden.
Dr. Strebsinger – noch der alte – hatte daher mal zu einer sich bietenden Gelegenheit ganz unkompliziert vorgeschlagen, daß der- oder diejenige, welche(r) morgens zuerst im Büro aufschlägt, gerade zu warmen Wetterlagen alle Fenster und Türen in den Zimmern öffnet. Eigentlich eine klassische Arbeit für Hausmeister, zumal dieser zumindest rein theoretisch der Allererste im Haus ist, aber der arme Kerl ist permanent dermaßen überfordert, daß ihm dies nicht auch noch zugemutet werden kann. Er benötigt ja schon Tage bis Wochen, um eine ausgefallene Lampe wieder zum Funktionieren zu bringen und ist ansonsten schwer damit beschäftigt, die Arbeiten des Reinigungspersonals zu überwachen…
Hmmmm?
Dr. Strebsinger, so einfach geht das nicht. Wir sind eine öffentliche Verwaltung. Da sind doch einige Problemfelder zu klären.
Gehört das Öffnen der Fenster zur Arbeitszeit?
Wie wird der Zeitverlust in abzugebende Akten ausgeglichen?
Ist derjenige für alle Etagen zuständig oder nur für seine eigene?
Was ist eine warme Wetterlage?
Wo wird die Temperatur gemessen?
Wer misst die Temperatur?
Gilt dies auch für Schwerbehinderte, Kleinwüchsige und schwächliche Kollegen?
Was ist, wenn aufgrund des zu erwartenden Durchzuges loses Papier durch die Gegend weht?
Wer ist für Schäden im Falle eines unerwarteten Regen- oder Hagelschauers oder nach unerwartet starken Windbewegungen verantwortlich?
Was ist eine unerwartet starke Windbewegung?
Und wer haftet, wenn sich jemand Unbefugtes von außen Zutritt in die noch leeren Büros verschafft?
Fragen über Fragen.
Nein, Herr Dr. Strebsinger, wir können doch nicht plötzlich einfach so unerwartet unkompliziert sein. Gründen wir erst mal einen Arbeitskreis, wählen einen Vorsitzenden und einen Protokollführer, erarbeiten eine Geschäftsordnung, diskutieren und konkretisieren die Fragestellung, machen eine erste Nutzen-Folgenanalyse, bestimmen den erforderlichen Personalmehrbedarf, involvieren den Personalrat zur Durchführung einer offiziellen Testphase, holen die Zustimmung der FrauenGleichstellungs- und des Sicherheitsbeauftragten, der Schwerbehinderten- und der Jugendvertretung sowie des medizinischen Dienstes ein, lassen eine unter Einbeziehung des betrieblichen Gesundheitsmanagementes eine Gefährdungsanalyse erstellen und bereiten schließlich bis zum Beginn des nächsten Sommers einen finalen Arbeits- und Verantwortlichkeitenplan unter Berücksichtigung der bis dahin noch voraussichtlich ausscheidenden Kollegen.
Einfach so… wäre ja noch schöner.
Manchmal war er schon etwas wunderlich.