Hier im Neustädter Ländchen, also eher im außerinnerstädtischen
Bereich, ist es üblich, die gesamte Riege der zur Verfügung stehenden
unterschiedlich eingefärbten in nahezu unendlicher Vielfalt zur Verfügung
stehenden Müllboxen außerhalb des Hauses zu parken. Damit dies nicht allzu
unschön aussieht, werden die verschiedenen Müllboxen entweder von einem
Sichtschutzzaun verdeckt oder in einem Müllboxendingens, so einer Parkgarage
für Müllboxen, quasi einer Müllboxenbox, na einem Mülldingens eben, abgestellt
und daraus nur befristet entlassen, wenn die Müllboxenleerertruppe erwartet
wird.
Unsere Hausgemeinschaft hatte sich ein Müllboxendingens aus
Holz angeschafft. Unglücklicherweise hat Herr Kleinhüppgenreuther seinen
Parkplatz, also jetzt nicht den für seine Müllboxen, sondern den für das
Kleinhüppgenreuthermobil, exakt gegenüber unserem Mülldingensplatz. Und Herr
Kleinhüppgenreuther ist ein schlechter Ausparker. In gewissen Abständen neigte
er dazu, das Müllboxendingens beim Ausparken zu rammen. Und natürlich war es
ihm nicht möglich in Erwägung zu ziehen, seinen Parkplatz mit jemand anderem,
der ein kleineres Auto besaß und/oder ein besserer Ausparker war, zu tauschen.
Nach all den Jahren intensiver Nutzung durch und liebevoller
Pflege durch unseren hauseigenen Ingenieurhilfshausmeister war es nun aber an
der Zeit, das hölzerne Müllboxendingens zu verschrotten und ein neues
anzuschaffen. Holz käme nicht mehr in Frage, dieses Mal sollte es ein hübsches,
ja sogar nahezu dekoratives Müllboxendingens aus Metall sein. Da würde sich die
Hausgemeinschaft nicht lumpen lassen.
Doch natürlich stellte sich die Frage, wie wir mit dem
Kontaktbedürfnis Herrn Kleinhüppgenreuthers umgehen würden.
Meine Idee, autoschädigende Metalldornen und bodengelagerte
Krähenfüße zur Vermeidung einer übertrieben dichten Annäherung anzubringen,
wurde als wenig praktikabel verworfen, weil diese uns ja auch bei der Benutzung
des Müllboxendingens behindern würden. Aus rein pekunären Gründen nahmen wir
auch davon Abstand, eine versenkbare Lösung anzustreben. Obwohl ich mich
durchaus dafür erwärmen könnte, denn wenn man einmal am ausschachten war,
könnte man doch eigentlich auch gleichzeitig Platz für eine semioffizielle Erweiterung
unserer Kellerräume…
Der Gedanke an eine mit einer Alarmsirene verbundenen
Selbstschussanlage verbat sich aus irgendwelchen larifari eingeworfenen und
vollkommen unglaubwürdigen humanitären Bedenken. Man vermutete Ärger mit dem
Rest der Nachbarschaft. Außerdem bestand die Befürchtung, daß Herr Kleinhüppgenreuther
als professioneller Jägersmann zurückschießen würde. Da unser
Ingenieurhilfshausmeister ehemaliger seefahrender Berufssoldat ist, könnten sich daraus
einige Verwicklungen ergeben.
Also blieb nur die Entschlossenheit, für jeden Schaden eine
Rechnung zu schreiben. Als Selbständige kann die zweitbeste Ehefrau von allen
gut und routinemäßig Rechnungen schreiben. Mit Herrn Wolf und mir, beide
schreibtischtätige Staatsdiener, bestand auch geballtes Fachwissen im Aufbau
des nachfolgend zu erwartenden papiergebundenen Terrors. Außerdem habe ich hier
noch irgendwo Pläne zum Bau eines
Trebuchets sowie einer wohl eher gartentauglichen
Ballista für den Notfall. Wir waren also in jeglicher
Beziehung gewappnet.
Unserem extra zu diesem Zweck eingerichteten Competence Team,
bestehend aus unserem neuen Hausverwalter, Herrn Wolf von oben unter dem Dach,
sowie Herrn Knutsen, ist es unter huldvoller Außenvorlassung der zweitbesten
Ehefrau von allen als einzige, die hier wirklich alleine schon aufgrund
jahrelanger Erfahrung im Zusammenbau von schwedischen Möbeln für die Montage qualifiziert
gewesen wäre, innerhalb von nur zwei Tagen und unter konsequentem Ignorieren der
Anleitung gelungen, das Müllboxendingens ordentlich aufzubauen und nach einem
weiteren Tag auch sauber zu justieren und auszurichten.
Und nun lauern wir.
Der Feind kann kommen.