Samstag, 22. Dezember 2018

Das Brötchenproblem

Aus dem Archiv gekramt:



Sven kommt bereits mit Jacke bekleidet sowie einigen Akten in der Hand in unsere Höhle im Schicksalsberg und macht sich an dem Aktenschrank der in Urlaub weilenden Raissa zu schaffen.

„So, nur noch die letzte Vertretung weghängen, dann bin ich auch weg. Ich verabschiede mich schon mal für zwei Wochen.“

„So so. Und wer besorgt mir jetzt mittags die Brötchen? Hast du da überhaupt schon irgendetwas geregelt?“

Aus pekuniären und auch anderen Gründen habe ich meinen mittäglichen Bedarf von Döner, Frikadellen- oder Fleischkäsebrötchen auf trockene Brötchen frisch vom Bäcker umgestellt, welche mir Sven doch ziemlich regelmäßig bei seinem in stets in die Innenstadt führenden Pausenrundgang mitbringt. Wenn er denn da ist. Was perspektivisch in den nächsten Wochen aber nicht der Fall sein dürfte. Wer hat ihm den Urlaub überhaupt genehmigt? Wieso hat mich da keiner gefragt? Der Informationsfluss in dieser doch sehr bedeutsamen Angelegenheit scheint mir gerade äußerst lückenhaft zu sein.

„Ich jedenfalls nicht.“

Frecher Mistkerl!

„Dann muß ich wohl Ludwig dazu anspitzen.“

Sven schaut mich an.

Ich schau zurück.

Wir prusten beide los.

Die Azubinette ihrerseits schaut etwas verstört. Sie kennt noch nicht alle Gegebenheiten vor Ort. Und sie weiß dementsprechend auch nicht. daß es ein enormer Kraftakt sein kann, Ludwig dazu zu bewegen, sich ohne Auto in Bewegung zu setzen. Und ein Auto in der Neustädter Innenstadt ist eher unpraktisch.

„Vielleicht kannst du ja Frl. Hasenclever fragen.“

Frl. Hasenclever neigt dazu, Sven gelegentlich auf seinen Pausengängen zu begleiten. Ich werfe dennoch einen zweifelnden Blick in Svens Richtung.

„Sie sagt, daß sie immer einen Grund haben muß, um mittags raus zu gehen. Und den würdest du ihr damit ja geben.“

„Aha?!“

„Ich weiß. Ich frage sie jeden Tag, und sie erzählt mir auch regelmäßig, daß sie keine Zeit habe, um Pause zu machen. Und schon gar nicht, um nach draußen zu gehen.“

„Eben.“

„Ja. Sie meinte aber auch, daß sie meine Hartnäckigkeit bewundere. Sie hätte an meiner Stelle schon lange aufgegeben.“

Ich auch, denn wir reden hier über einen Zeitraum von mehreren Jahren.

„Du meinst, wir können sie über Hartnäckigkeit kriegen?“

„Ja, schon mal. Aber Stur sein kann sie auch.“

(Männer sind hartnäckig, Frauen sind stur. Nur mal so zur Klarstellung. Anm. d. Red.)

Ich weiß. Stur kann eine ihrer Paradedisziplinen sein.

Seufz.




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