Ich werde das Gefühl nicht los, daß irgendjemand im LASA ein
Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat.
Unsere Akten werden nach einem Zufallsprinzip von der
Innenrevision ausgewählt und einer Stichprobenkontrolle zur Qualitätssicherung
unterzogen. Dies ist insgesamt gesehen eine durchaus sinnvolle Sache,
allerdings neigen die dortigen Kollegen durchaus schon mal zu Übertreibungen in
ihren Interpretationen und Auflagen. Dabei waren die alle ehemals auch mal
einfache Sachbearbeiter, die sich mit der vollen Bandbreite des Tagesgeschäftes
beschäftigen durften und es somit kennen.
Aber wie heißt es im LASA so schön?
„Einst waren sie Kollegen, doch dann wurden sie
Datenschützer. Oder gingen zur Innenrevision.“
Muß was dran sein, denn mit einem der dortigen Kollegen
hatte ich mich seinerzeit noch geduzt. Sobald er bei der Innenrevision aktiv
wurde, siezte er mich wieder. Manche brauchen das eben.
Das Zufallsprinzip der Aktenauswahl glaubt ihnen ohnehin
keiner mehr, denn jeder Sachbearbeiter merkt schon, daß da ein gewisses
wellenartiges Anforderungsschema vorherrscht. Trotzdem beteuert man auf Seiten
der Innenrevision, wenn die Meckereien unsererseits mal wieder zu laut werden,
daß sie keinerlei Einfluss darauf hätten und wir natürlich jederzeit ihr
entsprechendes Programm ansehen könnten.
Hallo? Bin ich Programmierer?
Mich jedenfalls nerven die Burschen in diesem Jahr
besonders. Ich habe gegenüber Frl. Hasenclever schon den Verdacht geäußert, daß
jemand ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat. Denn alleine in den letzten paar
Wochen hat man deutlich mehr von meinen
Akten angefordert, als sonst in einem ganzen Jahr.
Frl. Hasenclever zeigte sich tiefenentspannt.
„Was wollen Sie denn? Die haben bislang doch nichts gefunden.
Selbst Ihre abgedrehtesten Fälle sind anstandslos durchgekommen.“
Es nervt trotzdem.
„Und wissen Sie was?“
„Was?“
„Als ich letztens in einer anderen Außenstelle Vertretung
machen musste, habe ich eine Akte mit dem von Ihnen entwickelten Standardzusatz
zum Sachverhalt XYZ verwendet. Der Vorgang wanderte auch zur Innenrevision und
wurde wegen des Zusatzes von dort beanstandet.“
Ich legte eine gewisse Verblüffung an den Tag.
„Das habe ich so auch nicht geltend lassen.“ fuhr Frl.
Hasenclever fort. „Ich habe den Kollegen aus der Innenrevision deswegen
angerufen. Er hat mir einen epischen Vortrag gehalten, warum der Bescheidzusatz
falsch sei.“
Wie nicht anders zu erwarten.
„Dann habe ich ihm erklärt, er möge doch bitte mal das von
Ihnen aufgeführte höchstrichterlich Urteil im Internet suchen. Und natürlich auch lesen. Tja, eine Stunde später hat er angerufen und ist eingeknickt.“
Ist ja doch schön, die ehemaligen Kollegen mit den eigenen
Waffen zu schlagen.