Der zweitbesten
Ehefrau von allen geht es den Umständen entsprechend gut. Die
Pandemie hat natürlich erhebliche Auswirkungen auf ihre
Trainer-Tätigkeit. Und auch wenn die Studios wieder geöffnet haben,
so sind die Schulturnhallen hier weiterhin an einigen Schulen
gesperrt, so dass dort keine Kurse laufen können. Die Zeit der
strengeren Kontaktsperren war für sie nicht leicht, und als
geselliger Mensch mit dem Bedürfnis nach Körperkontakt ist es im
Moment auch nicht so einfach, mit den Umständen umzugehen.
Bei der Katzenbande
gibt es keine großen Veränderungen. Möchtegernchefkatze Lilly wird
langsam alt; die Gelenke wollen nicht mehr so, das Springen auf und
von gewissen Höhen bereitet hier wohl Schmerzen. Die zweitbeste
Ehefrau von allen nächtigt in einem selbst gebauten Bett, welches
durchaus höher ist als die üblichen. Damit Lilly noch auf die
Matratze kommt, musste eine Treppenlösung gefunden werden, welche zu
einer Umräumaktion für das ganze Mädchenzimmer gesorgt hat. Es ist
noch nicht wieder vollständig einsortiert; einige ehemalige Inhalte
sind noch im Wohnzimmer geparkt. Das alles verstört den Hauskater
Marty, denn der Bursche ist hier derjenige, der am schwierigsten mit
Veränderungen klar kommt. Lilly hingegen ist sehr zufrieden mit dem
Ergebnis. Und an Smilla ging das alles – soweit für uns erkennbar
- weitgehend vorbei.
Das Familienauto
Balduin sieht dem Ende seiner Tage entgegen; es soll aktuell an einen
Ich-kaufe-jedes-Auto-Menschen veräußert werden und dann in Afrika
weiter seine Runden drehen. Denn ob Balduin die nächste Begegnung
mit dem TÜV übersteht, erscheint zweifelhaft. So bewahren wir ihn
vor dem Schrottplatz. Der Nachfolger steht seit ein paar Tagen im
Carport. Sein Name ist Balu. Ich selbst bin schon stolze drei
Kilometer mit ihm gefahren, die restlichen 260 gehen auf das Konto
der zweitbesten Ehefrau von allen. Also ist auch hier alles wie
immer. Balu hat übrigens eine Freundin namens Berta, die er leider nur selten sieht. Das aber ist eine andere Geschichte.
Im LASA hat sich
auch was getan. Es gibt mal wieder eine neue Außenstellenleitung. In
den letzten 20 Jahren haben wir davon sechs verschlissen, die
laufende Nummer sieben macht das nur übergangsweise, bis sich jemand
findet, der das übernehmen will. Er hat sich sogar schriftlich
bestätigen lassen, dass er nach einer bestimmten Zeit wieder auf
seinen alten Posten zurück darf, unabhängig davon, ob es einen
Nachfolger bei uns gibt oder nicht. Und danach sieht es aktuell nicht
aus. Das wird noch spannend.
Eine der gemeinsamen
Vorbildfiguren für Trudi und Sven ist leider kurz nach dem Eintritt
in die Erwerbsminderungsrente verstorben. Der originäre Sven lebt
aber noch und treibt weiter bei uns sein Unwesen. Und Trudi liegen
ohnehin regelmäßig wechselnde Personen zu Grunde. Karla hat
gekündigt und Mandy den Arbeitsbereich und damit auch die Etage
gewechselt. Es genügt schon, nach Indien auf die andere Seite des
Ganges zu wechseln, um Kollegen aus den Augen zu verlieren. Sie sehe
ich daher kaum noch. Auch Frau Schlüter blieb nur kurz in meinem
Umfeld; sie hat eine Blitzkarriere gemacht und ist nun blutjung und
mit nur einjähriger Berufserfahrung nach ihrer Ausbildung
Fachbereichsleiterin in einem Bereich des Außendienstes unserer
Außenstelle. Da sie mit Raissa inzwischen jedoch gut befreundet
ist, erscheint sie doch mehr oder weniger regelmäßig in unserer
Höhle im Schicksalsberg und mischt den Laden kurz auf. Der Ökoklaus
hingegen weilt seit Monaten zu Hause, zunächst nach einem
Auslandsurlaub zum ungünstigsten Zeitpunkt in Quarantäne und
nachfolgend im Homeoffice. Ihn habe ich seit Monaten nur einmal
gesehen, als er sein technisches Equipment für zu Hause abgeholt
hat. Zu guter Letzt bleibt noch Rebecca. Sie hat gemuttert und
befindet sich jetzt in Elternzeit.
Und ich? Als
introvertierter, soziophobischer Mensch kann ich fast
behaupten, dass ich die Nebenwirkungen der Pandemie genieße. Es sind
waren kaum Menschen unterwegs, das Einkaufen war auch vor der
Maskenpflicht für mich angenehmer als sonst. Die Masken heute stören
mich nicht. Und das weiße Gold namens Klopapier hatten wir auch in
den Zeiten leerer Regale, ohne hamstern zu müssen. Selbst wenn es am
Ende vielleicht doch nur noch für eine gute Woche gereicht hätte,
bevor der Nachschub ansatzweise im Laden wieder zur Verfügung stand.
Ich vermisse nichts. Außer vielleicht die Tage, an denen ich mal
alleine zu Hause war. Denn die brauche ich für mein Wohlbefinden.
Seit Ausbruch der
Seuche begebe ich mich brav mit dem ÖPNV jeden Arbeitstag ins LASA.
Wir Mitarbeiter sind gelten als systemrelevant und
haben unsere Ausweise bekommen, die uns dazu verpflichten, auch
während einer echten umfangreichen Ausgangssperre ins Büro zu
kommen und den Betrieb aufrecht zu erhalten, soweit wir uns nicht ins
Homepffice retten können. Doch das sind bei uns weiterhin die
Wenigsten, und auch für mich wäre das nichts. Bis jetzt ging alles
gut, die Züge sind angenehm leer, während ich die wieder voller
werdenden Busse meide. Es war und ist schön, jetzt auch mal zu
sonst ungewohnten Uhrzeiten unterwegs zu sein und in Zügen bequem
sitzen zu können, in denen man sonst gerade noch so einen Stehplatz
bekam. Und auch bei den Dingen, welche die Arbeit des LASA allgemein
betreffen, sind im Moment Dinge möglich, die früher für Undenkbar
gehalten wurden. Was so eine globale Krise alles ausmacht, ist
wirklich beeindruckend.
Nach wie vor bin ich
Seniorsachbearbeiter. Und weiterhin amtsmüde. Es wurde mit einem
unrealistischen zu leistendem Arbeitspensum einfach zu viel. Aus
verschiedenen Gründen hatte ich unlängst tatsächlich meinen
Rücktritt eingereicht und wollte meine restliche Zeit bis zur Rente
als normaler Sachbearbeiter weiter arbeiten. Nun habe ich aus
verschiedenen Erwägungen den Rücktritt vom Rücktritt erklärt,
betrachte das aber für mich als Bewährungszeit, denn so ganz bin
ich mit mir über diese Entscheidung noch nicht im Reinen. Immerhin
verweigere ich seit Anfang des Jahres konsequent das Anhäufen von
Überstunden. Man wird sehen, wie es weiter geht.
Die Zukunft wird es
zeigen.
In diesem Blog?
Vielleicht auch das.
Bleibt mir gewogen,
denn ich mag euch als meine Leser auch weiterhin.
(Und das Schreiben hat gerade auch Spaß gemacht.)